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Digitalisierung

Die nächste Generation am Steuer

Der Logistikbranche fehlt der Fahrernachwuchs. Da sind attraktive Ausbildungskonzepte gefragt. Die DACHSER Service und Ausbildungs GmbH setzt seit zehn Jahren Maßstäbe in der Ausbildung von Fahrern in der Logistikbranche. Die Niederlassung in Bremen war von Anfang an Teil des Engagements.

Fahrernachwuchs in Bremen: Samuel und Henrie (Bild: Frank Schinski)
Fahrernachwuchs in Bremen: Samuel und Henrie (Bild: Frank Schinski)

Eigentlich ist es „nur“ ein Lkw. Doch der Neue im DACHSER Logistikzentrum Bremen an der Senator-Blase-Straße hat schon nach wenigen Wochen den Status eines „stillen Stars“ erreicht. „Still“, da der batterieelektrische 16-Tonner von Renault sich beinahe lautlos und lokal emissionsfrei im Nahverkehr in und um Bremen bewegt, was ihn zu einer ruhigen und umweltfreundlichen Transportlösung macht. Ein „Star“ ist er für die Fahrerinnen und Fahrer wie auch für die Empfänger und Passanten. „Vor allem der geringere Geräuschpegel fällt vielen gleich auf. Und dann ist unser E-Truck auch noch sehr wendig und eignet sich damit sehr gut für den innerstädtischen Bereich“, freut sich Michael Schrader, General Manager European Logistics DACHSER Bremen, über den Neuzugang in der Niederlassung.

„Intelligente Technologie“, weiß Schrader „ist das eine, aber mindestens genauso wichtig sind die Menschen, die sie bedienen. Ein Hightech-Fahrzeug braucht auch Qualität im Führerstand und am Steuer.“ Doch gerade da tut sich schon seit Längerem ein strukturelles Problem auf: Der Speditionsbranche geht der Fahrernachwuchs aus. Nach einer Studie der International Road Transport Union (IRU) klagen bis zu 62 Prozent der Frachtführer in Europa, dass sie große Probleme bei der Einstellung von Lkw-Fahrern haben. Allein in Deutschland fehlen 70.000 Fachkräfte, jährlich können rund 20.000 zusätzliche Stellen am Steuer nicht besetzt werden.

Eine Ausbildung, die Schule macht

DACHSER stellt sich der Herausforderung und hat 2014 mit der Gründung der „DACHSER Service und Ausbildungs GmbH“ (DSAG) eine eigene Qualifizierungsoffensive gestartet. Das Ziel: Junge Menschen für den Fahrerberuf gewinnen, sie begeistern, ausbilden und langfristig – vielleicht später als selbstständige Transportunternehmer – für den Markt sichern.

In Bremen traf das Konzept von Anfang an auf fruchtbaren Boden. Michael Schrader half im Lenkungsausschuss aktiv beim Aufbau und der Entwicklung der DSAG mit. Die praktische Umsetzung am Standort Bremen legte der Niederlassungsleiter in die Hände seines Fuhrparkmanagers Christopher Trettin. „2015 konnten wir gerade einmal einen Auszubildenden gewinnen, später waren es drei, aber keiner hat bis zum Abschluss durchgehalten“, berichtet Trettin. Die Abbruchquote in der Berufskraftfahrerausbildung sei schon immer hoch, oft über 50 Prozent. „Aber wir haben uns nicht entmutigen lassen und weiter gemacht – und weiter an uns gearbeitet. Irgendwann hat es sich dann herumgesprochen, dass die Ausbildungsqualität sowie die Ausbildungsinhalte bei DACHSER sehr gut sind. Heute haben wir zwischen sechs und zwölf Auszubildende auf alle drei Jahrgänge verteilt.

Jedes Jahr beginnen in Deutschland etwa 100 Auszubildende ihre Qualifizierung zum Berufskraftfahrer in den DACHSER Niederlassungen. „Innerhalb von zehn Jahren sind wir zu einem der führenden Aus- und Weiterbildungsbetriebe für Berufskraftfahrer und -fahrerinnen in Deutschland gewachsen. Wir haben die berufliche Weiterbildung (TQ1) professionalisiert und sämtliche Prozesse rund um die Fahrerwelt auf den Prüfstand gestellt“, sagt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei DACHSER.

„Es ist nicht nur wichtig, gutes Fahrerpersonal zu finden, sondern auch entscheidend, diese Mitarbeitenden langfristig zu binden und zu motivieren“, betont Hendrik Jansen, Managing Director der DACHSER Service und Ausbildungs GmbH. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass sich die Einstellung der Menschen zur Arbeit verändert hat. Heutzutage spielten Themen wie Work-Life-Balance, veränderte Kommunikation und sinnstiftende Arbeit eine wichtige Rolle.

Technikverständnis ist ein wesentlicher Teil der Ausbildung (Bild: Frank Schinski)
Technikverständnis ist ein wesentlicher Teil der Ausbildung (Bild: Frank Schinski)

Eine Kultur, die Zusammenhalt stiftet

Torsten Heiber erinnert sich daran, wie er im Jahr 2015 als junger Mann seine Fahrerausbildung in Bremen begonnen hatte. Er machte dabei sehr gute Fortschritte, was den Fuhrparkmanager erfreute. Irgendwann entschied er sich jedoch für eine andere berufliche Option und brach die Ausbildung ab. Im Jahr 2018 kehrte Torsten jedoch zu DACHSER zurück, schloss 2020 die Ausbildung mit Bravour ab und arbeitete eine Zeit lang als sogenannter Task-Force-Fahrer. Mit dieser Fahrbereitschaft unterstützt DACHSER seine Servicepartner in Spitzenzeiten. Mittlerweile ist Torsten 26 Jahre alt, fachlich und persönlich gereift, und ins Fuhrparkmanagement eingestiegen. An der Seite von Christopher Trettin kümmert er sich mit viel Herzblut um die aktuellen Berufskraftfahrer-Azubis in der Bremer Niederlassung. „Torsten ist ein echter Glücksfall für uns in der Ausbildung. Er kennt die Anforderungen der Ausbildung und des Fahreralltags und weiß aus eigener Erfahrung um all die Vorurteile und vermeintlich attraktiven Verlockungen, die einem auf dem Berufsweg im Weg stehen können“, freut sich Christopher Trettin. „Das wissen wir und unsere Azubis sehr zu schätzen.“

Eine davon ist Henrike Eisleb, genannt „Henrie“. Die 20-jährige angehende Berufskraftfahrerin ist im zweiten Ausbildungsjahr und schon eine geschätzte Kollegin im Bremer Team. Das ist nicht selbstverständlich. Berufskraftfahrerinnen sind noch immer „Exotinnen“, im Branchenschnitt sind lediglich zwei Prozent weiblich. Einen Grund für diesen geringen Zuspruch sieht Trettin zum einen in dem doch nach wie vor sehr männlich geprägten Bild von den „Königen der Landstraße“. Zum anderen gilt die Aufgabe als körperlich anspruchsvoll. „Na klar muss man auf einer Tour auch schon mal zupacken, etwa wenn es darum geht, nach dem Rangieren die Stützen einer Wechselbrücke auszufahren“, erklärt Trettin. Aber es gebe mittlerweile sehr viele ergonomische Hilfsmittel, die beim Heben schwerer Lasten unterstützen sowie Elektrohubwagen, die das Verschieben und Umlagern von Paletten deutlich erleichtern. „Die Vorstellung, dass all dies für Frauen nicht möglich ist, gehört eindeutig in den Bereich der Legenden. Henrike macht in ihrer Ausbildung einen super Job. Wir haben mit unseren Fahrerinnen nur beste Erfahrungen gemacht.“

Ein anspruchsvoller Beruf

Überhaupt ist bei Berufskraftfahrerinnen und -fahrern heute mehr „Köpfchen“ als Schmackes in den Oberarmen gefragt. Etwa dann, wenn es darum geht, die Technik optimal zu nutzen. „Unsere im Nah- und Fernverkehr eingesetzten E-Transporter und E-Lkw werden in der Regel von unseren Azubis gefahren“, sagt Hendrik Jansen. „Sie sind neugierig und fasziniert von neuen Technologien. Als ‚First Mover‘ erhalten sie zugleich Selbstbestätigung und die Gewissheit, auf einem guten Zukunftsweg zu sein.“ In Bremen sitzen die Azubis im dritten Lehrjahr so unter anderem in dem brandneuen vollelektrischen Renault Trucks E-Tech D16 am Steuer. „Unsere Azubine Henrie freut sich schon darauf. Modernste Technik anvertraut zu bekommen, macht all unsere Azubis schon immer ein bisschen stolz“, stellt Christopher Trettin fest.

Zu Recht stolz könnten die angehenden Berufskraftfahrenden auch sein, weil sie sich auf ein anspruchsvolles Berufsfeld begeben. Da seien technische und fahrerische Kompetenzen genauso gefragt wie rechtliches und administratives Know-how, etwa rund um Straßenverkehrsordnungen, Gefahrgut oder Ladungssicherung. „Berufskraftfahrende sind keine Hilfs-, sondern Fachkräfte, die bereit und in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen für das Fahrzeug und die transportierten Güter“, sagt Christopher Trettin. „Bei durchschnittlich 16 Stopps bei 16 verschiedenen Anlaufstellen trifft man viele, sehr unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichen Launen und Stimmungslagen. Da muss man schon Präsenz und Persönlichkeit mitbringen.“

Henrie im Umschlaglager (Bild: Frank Schinski)
Henrie im Umschlaglager (Bild: Frank Schinski)

Neue Ausbildungsstandards setzen

Mit Blick auf die wichtige Rolle der Berufskraftfahrenden und mit all der Erfahrung aus zehn Jahren Ausbildungserfahrung ist die Agenda der DACHSER Service und Ausbildungs GmbH klar: „Auf einem zunehmend herausfordernden Arbeitsmarkt geht es mehr denn je um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe, attraktive Arbeitsbedingungen für die Fahrenden und eine starke und zukunftsfähige Kooperation mit unseren Servicepartnern“, sagt Alexander Tonn. Der weiterhin fairen und wertschätzenden Zusammenarbeit mit den Transportunternehmen verschreibt sich auch eine 2024 gestartete Initiative im Geschäftsfeld Road Logistics. Ausgangspunkt ist ein Service-Partner-Kodex, der als einheitlicher, kultureller Leitfaden der Kooperation dienen soll.

Aber auch mit all diesen Konzepten und Maßnahmen allein wird der strukturell bedingte und weltweit auftretende Fahrermangel nicht zu beheben sein. Aber die Richtung ist gewiesen: „Zukunftsfähige Logistik entscheidet sich über die Qualität der Dienstleistung und über die Menschen, die sie Tag für Tag erbringen“, stellt Alexander Tonn fest. „Die entscheidenden Grundlagen dazu werden in der Aus- und Weiterbildung geschaffen.“ Und dann sind nicht nur wie in Bremen neueste Fahrzeuggenerationen, sondern auch die Fahrerinnen und Fahrer die Stars.

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