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Digitalisierung

Berufskraftfahrer: Vorfahrt für Wertschätzung

Sie haben ohne Zweifel einen der wichtigsten Jobs im Land. Ohne Fahrerinnen und Fahrer und Logistik stünden in der Wirtschaft buchstäblich viele Räder still, die Regale in den Supermärkten und Kaufhäusern blieben beispielsweis leer. Umso alarmierender ist die Erkenntnis der International Road Transport Union (IRU): Der Speditionsbranche geht der Fahrernachwuchs aus. Bis zu 62 Prozent der Frachtführer in Europa klagen, dass sie große Probleme bei der Einstellung von Lkw-Fahrern haben.

Der Logistikbranche fehlt der Fahrernachwuchs. Da sind attraktive Ausbildungskonzepte gefragt. Foto: DACHSER/Julia Laatsch
Der Logistikbranche fehlt der Fahrernachwuchs. Da sind attraktive Ausbildungskonzepte gefragt. Foto: DACHSER/Julia Laatsch

Von Michael Kriegel, Department Head DACHSER Chem Logistics

Die Anfang 2023 veröffentlichte Konsortialstudie mit dem Titel „Begegnung von Kapazitätsengpässen in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal“ hat auf Basis aktueller Statistiken errechnet, dass derzeit in Deutschland mehr als 70.000 Lkw-Fahrende fehlen und pro Jahr rund 20.000 weitere Stellen am Steuer nicht besetzt werden können. Das schlage schon jetzt volkswirtschaftlich zu Buche. So beziffert die Studie die aus dem Mangel entstehenden Kosten für die deutsche Wirtschaft allein im Jahr 2022 auf rund 10 Milliarden Euro.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der Fahrermangel verschlimmert“, mahnt IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto. „Die Unternehmer tun ihr Bestes, aber die Regierungen und Behörden sollten ihre Anstrengungen verstärken, um die Arbeitsbedingungen und den Zugang zum Beruf zu verbessern.“

Die Agenda für die Politik ist damit gesetzt. Um den Kunden gerade aus der anspruchsvollen chemischen Industrie weiterhin verlässlich und planbar mit Transport- und Logistikdienstleistungen zur Seite stehen zu können, sind aber auch Logistiker selbst gefordert. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen wie: Wie rekrutieren wir junge Menschen für den Einstieg in diesen Beruf? Wie können wir ein zuletzt vielfach negativ wahrgenommenes Berufsbild „renovieren“ und attraktiver gestalten? Wie steigern wir das gegenseitige Vertrauen und die Wertschätzung für die Menschen „on the road“? Wie lassen sich die zunehmend hohen Anforderungen, speziell auch im Umgang mit Gefahrgut, als spannende berufliche Herausforderung vermitteln? Und wie bringen wir über einzelne, gezielte Ausbildungsmaßnahmen einen Stein ins Rollen, der am Ende skalierbar ist und so den Weg aus dem Mangel ebnet?

Als eines der ersten Unternehmen hat sich DACHSER schon 2014 dem Thema „Fahrerknappheit“ gestellt. Auch wenn der europäische Marktführer in der Stückgut- und Kontraktlogistik keinen großen eigenen Fuhrpark unterhält und stattdessen mit selbstständigen Fuhrunternehmen zusammenarbeitet, hat DACHSER vor zehn Jahren die Initiative ergriffen und mit der „DACHSER Service und Ausbildungs GmbH“ eine eigene Qualifizierungsoffensive gestartet. Das Ziel: junge Menschen für den Fahrerberuf gewinnen, sie begeistern, ausbilden und langfristig – vielleicht später sogar als Transportdienstleister – für den Markt sichern.

Fahrerinnen und Fahrer finden und begeistern

Seither wurden jährlich über 100 Auszubildende auf ihrem Weg zu Berufskraftfahrern qualifiziert. Darüber hinaus wurden die berufliche Weiterbildung (TQ1) professionalisiert und sämtliche Prozesse rund um die Fahrerwelt auf den Prüfstand gestellt. Dazu gehörte beispielsweise, in jeder deutschen DACHSER-Niederlassung einen Fuhrparkmanager oder -managerin einzustellen, die sich dezidiert um die Belange der Fahrer und Fahrerinnen kümmern.

DACHSER möchte junge Menschen für den Fahrerberuf gewinnen, sie begeistern, ausbilden und langfristig […] für den Markt sichern.

„Logistics is people business“, heißt es bei DACHSER. Dahinter steht die Überzeugung, dass jeder Mitarbeitende auf allen operativen Ebenen eine Bedeutung und einen hohen Stellenwert hat. Eine solche Wertschätzung und Arbeitskultur spiegelt sich auf der Ebene der Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer nicht zuletzt auch in modernen, angenehmen Arbeitsplätzen wider. Dazu gehört, dass der Lkw und die Lkw-Kabine auf dem neuesten Stand der Technik und Ergonomie sind, dass aber auch Themen wie gesunde Ernährung, Bewegung und Suchtprävention angesprochen werden.

Auch auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Logistikprozessen spielen die Fahrerinnen und Fahrer eine wichtige Rolle. Studien zeigen, dass sich über Schulungen Treibstoffverbrauch und CO2-Emission um bis zu 14 Prozent reduzieren lassen. Das kommt bei den Fahrenden an. Die nun immer öfter im Nah- und Fernverkehr eingesetzten E-Transporter und E-Lkw werden bei DACHSER oft von den Azubis gefahren, die als „First Mover“ Selbstbestätigung und die Gewissheit finden, auf einem guten Zukunftsweg zu sein.

Vor zehn Jahren startete mit der „DACHSER Service und Ausbildungs GmbH“ eine eigene Qualifizierungsoffensive. Foto: DACHSER/Stefan Gergely
Vor zehn Jahren startete mit der „DACHSER Service und Ausbildungs GmbH“ eine eigene Qualifizierungsoffensive. Foto: DACHSER/Stefan Gergely

Mit Innovationen und Technologie faszinieren

Attraktiv für den Nachwuchs sind auch Logistikprojekte wie „Drive“, eine Innovation der BASF in Ludwigshafen zur Reduzierung der Durchlaufzeiten von Lkw. Mit Hilfe neuer digitaler Prozesse und RFID-Technik werden bei der Einfahrt ins Werk rund 30 Minuten eingespart und die Ladevorgänge optimiert. Für die Fahrenden heißt dies weniger Stillstand und Wartezeiten. Gleichzeitig erleben sie, wie ihr Tun in einem größeren Zusammenhang steht und zum gemeinsamen Erfolg beiträgt. Damit geht ein hoher Motivationseffekt für die Akteure einher.

Um die Entwicklungsmöglichkeiten des Berufsbildes zu verstehen und daraus Optimierungspotenziale ableiten zu können, führt DACHSER in seinen Niederlassungen regelmäßig umfassende Wertstromanalysen durch. Hier fließen explizit auch die Belange der Fahrer und Fahrerinnen mit ein.

DACHSER geht sogar noch einen Schritt weiter. So wurde unlängst eine Task Force ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Transportkapazitäten auch in Spitzenzeiten sicherzustellen. Die in diesem Zusammenhang beschäftigten Fahrerinnen und Fahrer arbeiten in der Arbeitnehmerüberlassung bei den DACHSER-Transportpartnern und unterstützen die Niederlassungen im Bedarfsfall. Zu einer optimalen Zusammenarbeit im wertschätzenden Miteinander wurde eine Service-Partner-Initiative mit Mitarbeitenden aus dem Head Office, Regional Head Offices und den Niederlassungen gegründet. Diese ernennt unter anderem Koordinatoren, die an der Schnittstelle von Strategie und operativer Ebene mit den Transportpartnern die Servicequalität voranbringt. Die ersten Schritte dazu wurden und werden in allen europäischen Ländern, in denen DACHSER mit eigener Niederlassung vertreten ist, umgesetzt. 

Auch wenn über die verschiedenen, ineinandergreifenden Initiativen und Projekte allein der strukturell bedingte und weltweit auftretende Fahrermangel nicht zu beheben sein wird, ist doch ein Zeichen gesetzt. Zukunftsfähige Logistik entscheidet sich über die Qualität der Dienstleistung und der Menschen, die sie Tag für Tag erbringen.

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