Das Stückgut der Meere
Attacken auf Frachtschiffe im Roten Meer und damit verbundene Umwege und Schiffsverzögerungen werden zunehmend zur Gefahr für einen reibungslosen Warentransport und damit auch für den internationalen Handel. Welche Rolle interkontinentale Sammelverkehre, LCL (Less-than-Container-Load)-Services, dabei spielen, und welche Vorteile sie konkret für Kunden mit sich bringen, erklärt Christian Kruse, Head of Global Ocean Freight LCL, im Interview.
Herr Kruse, wie sieht es aktuell im Seefrachtmarkt aus?
Die Seefracht erlebt aktuell eher stürmische Zeiten. Seit dem Beginn der Krise im Roten Meer Mitte Dezember letzten Jahres sind die Spotraten stark angestiegen. Gleichzeitig führt die Situation zu längeren Transitzeiten, da die Schiffe die Region auf langen Umwegen umfahren müssen. Aktuell sehen wir leider keine Anzeichen für eine rasche Lösung. Zudem erleben wir, dass auch auf Transportrouten, die mit dem Roten Meer augenscheinlich keine Berührungspunkte haben, spürbare Verzögerungen entstehen können, zum Beispiel bei Transporten von Indien nach China.
Insgesamt haben wir in der Seefracht aus der Corona-Krise unsere Lehren gezogen. Es ist deutlich geworden, dass es bei potenziellen Engpässen im Markt darauf ankommt, gewappnet zu sein, und unseren Kunden eine resiliente und transparente Supply Chain anzubieten.
Wie unterstützen Sie als Logistiker Ihre Kunden dabei?
Mit unserem LCL-Konsolservice, also globalen Sammelverkehren, bieten wir eine zuverlässige und planbare Transportlösung in der Seefracht, wobei uns die aktuellen Schiffsverzögerungen schon Kopfzerbrechen bereiten.
Bei diesem „Stückgut der Meere“ konsolidieren wir die Sendungen unserer Kunden in Asien, Europa, Südafrika, Nord- und Südamerika und fassen sie zu LCL-Sammelcontainern zusammen. Die kleineren Sendungsgrößen sorgen für mehr Flexibilität, durch regelmäßige, wöchentliche Abfahrten verringern sich dabei auch die Transitzeiten. Wir wickeln also den gesamten Transportprozess zuverlässig ab und optimieren somit die Lieferketten unserer Kunden.
In dieser komplizierten Phase aktuell mit vielen Verzögerungen in den Carrier-Fahrplänen ist unser Fokus darauf gerichtet, unsere Kunden zeitnah mit Informationen zu versorgen und gegebenenfalls zu alternativen Transportrouten zu beraten.
Für welche Kunden eignet sich der LCL-Konsolservice?
LCL eignet sich besonders gut für global agierende Kunden, die ein regelmäßiges Sendungsaufkommen haben, aber nicht in der Größenordnung, um einen ganzen Container wöchentlich selbst auszufüllen. Der LCL-Transport ist also eine attraktive Option, um die Transportkosten proportional zur Sendungsgröße zu halten.
Christian Kruse ist Head of Global Ocean Freight LCL bei DACHSER
Und wie profitieren sie außerdem davon?
Durch die wöchentlichen Abfahrten, also den sofortigen Versand per LCL, tragen wir dazu bei, dass die Supply Chains unserer Kunden reibungsloser laufen – Güter also nicht unnötig auf den Transport warten müssen, bis zum Beispiel ein ganzer Container gefüllt ist. Mit den LCL-Services bieten wir also globale Transportmöglichkeiten mit hoher Wirtschaftlichkeit und Planbarkeit aus einer Hand - natürlich mit der gewohnt hohen DACHSER Qualität. Auch Verzollungsservices und die Transparenz über die Lieferkette durch unsere IT-Systeme gehören zum Portfolio dazu. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Unsere Kunden erhalten Zugang zu unserem globalen Netzwerk und somit einen ganzheitlichen Ansatz für ihre weltweite Beschaffung und Distribution.
Können Sie uns dies an einem Beispiel näher erläutern?
Nehmen wir zum Beispiel einen Kunden aus dem süddeutschen Raum, der mit uns seine Ware aus Asien importiert. Bereits am Abgangsort wählen wir für jede Sendung das passende Routing, um in Süddeutschland den LCL-Container in einer DACHSER Niederlassung so nahe wie möglich an der Lieferadresse zu entladen. Der Transport vom Hafen zur DACHSER Niederlassung erfolgt im kombinierten Bahnverkehr.
Dadurch erreichen wir für unsere Kunden deutliche Vorteile, die sich vor allem gegenüber Importen, die im Seehafen entladen und von dort per LKW ins Hinterland transportiert werden, bemerkbar machen. Durch die Container-Entladung in einer lokalen DACHSER Niederlassung geht die Sendung sofort in die Zustellung. Somit werden die Anzahl der Sendungsumschläge und die damit verbundenen Risiken deutlich reduziert. Unsere LCL-Lösung ist kostengünstiger, schneller und reduziert zudem die CO2-Bilanz.
Was braucht es, um diese Komplexität dauerhaft zu managen?
Hochwertige LCL-Transporte brauchen natürlich auch ein erfahrenes, internationales Team, um die Vielfalt der Supply Chain besonders auch in schwierigen Zeiten dauerhaft sicher zu managen. Dafür sind wir mit unseren Experten und Expertinnen auf allen Kontinenten vertreten somit mit viel logistischer Kompetenz lokal präsent und immer nah am Markt. Unser Netzwerk wächst kontinuierlich und wir sind gut gewappnet, um sicher durch stürmischere Zeiten zu kommen.
Vielen Dank für das Gespräch!