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Digitalisierung

„Das Thema Elektromobilität geht alle an“

André Bilz fuhr den Elektro-Lkw vom Werk in Wörth zu DACHSER nach Kempten im Allgäu – ohne Probleme und Auflade-Stopp (Copyright: Jan Potente)

Mit dem eActros ist eines der ersten batterie-elektrischen Serienfahrzeuge von Mercedes-Benz bei DACHSER im Einsatz. Als Praxispartner war der Logistikdienstleister bei der Entwicklung des Elektro-Lkw maßgeblich beteiligt. André Bilz, Team Leader Truck & Terminal Equipment bei DACHSER und u.a. zuständig für die Nutzfahrzeugbeschaffung, erzählt von der neuen Technologie, und welche Bedeutung das Thema Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich hat.

Herr Bilz, das Thema Elektromobilität gewinnt stark an Relevanz. Auch bei DACHSER sind Elektro-Lkw im Einsatz. Wie hat das Thema aus Ihrer Sicht an Bedeutung gewonnen?

Das Thema Elektromobilität ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch notwendig. Deshalb geht DACHSER die Thematik aktiv und vorausschauend an. Es gibt ja bereits Städte, die strenge Restriktionen erlassen haben und dem Lieferverkehr die Zufahrt in die Innenstadt erschweren. Da muss die Transportbranche natürlich umdenken. Aber auch auf Kundenseite steigt das Bewusstsein für nachhaltige Ansätze. Das Thema geht heute alle an.

Dennoch steckt es noch relativ in den Kinderschuhen. Wir müssen uns viele Sachen selbst erarbeiten, da oftmals noch die Erfahrungswerte fehlen – beispielsweise zu den Themen Ladeinfrastruktur oder Energieversorgung. Oder wie wir mit den IT-Systemen, wie Lastmanagementsysteme für die Verteilung der Netzbelastung oder Abrechnungssysteme für die Abgabe der Strommengen an unsere externen Unternehmer umgehen. Leider gibt es hier auch noch kaum ganzheitliche Lösungen am Markt, die die benötigten Hardware- und Softwarekomponenten aus einer Hand bieten. Es handelt sich nicht um isolierte Themen, sondern um ein ganzes Mobilitätskonzept. Das ist komplex und benötigt viel Abstimmung.

Es war auf jeden Fall spannend zu sehen, dass die diesjährige IAA Transportation, die im September stattfand und als Leitmesse der Nutzfahrzeugbranche gilt, bei allen Fahrzeugherstellern ganz im Zeichen der alternativen Antriebskonzepte stand. Hier nehmen wir aktuell deutlich an Schwung auf.

Das Thema Nachhaltigkeit betrifft aber auch die ganze Branche. Als Einzelunternehmen kann man nicht so viel ausrichten, es müssen alle an einem Strang ziehen. Auch die Politik hat die Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, wie aktuell zum Beispiel durch die Förderprogramme. Unser Anspruch ist es, einer der Innovationsführer zu sein. Es ist eine spannende Zeit, diesen grundlegenden Technologiewandel zu begleiten.

DACHSER war bei der Entwicklung des eActros von Mercedes als Praxispartner beteiligt. Wie lief das ab?

Bei den Nutzfahrzeugen ist das Thema Elektromobilität noch nicht so stark verbreitet wie bei den Pkw, wo es schon viele Modelle gibt. Viele Nutzfahrzeughersteller haben gerade erst im Rahmen der letzten IAA Transportation ihre neuen Modelle präsentiert.

Die Hersteller von Nutzfahrzeugen haben mit uns zusammen angefangen zu lernen. Wir haben die von Mercedes-Benz entwickelten Fahrzeuge dann im Praxiseinsatz getestet: Sind die Reichweiten und Ladeleistungen in Ordnung, wie ist es mit der Kompatibilität mit den Ladesäulen, wie kommen die Fahrer und Disponenten damit zurecht? 2019 war dann ein Entwicklungsfahrzeug des eActros bei uns im Einsatz, wir haben den Ingenieuren permanent Feedback aus der Praxis gegeben. So sind unsere Erfahrungswerte in die Entwicklung eingeflossen. Heute setzen wir eines der ersten Fahrzeuge ein, die in Serie vom Band gelaufen sind.

Bestehen die Elektro-Lkw heute den Praxiseinsatz? Ich denke hier vor allem an die Reichweiten….

Heute sind die Fahrzeuge – auch anderer Hersteller – so weit einsetzbar, dass mittlerweile sinnvolle Reichweiten möglich sind. Hier sprechen wir von etwa 300 Kilometern – abhängig von Topografie und Beladung. Das ist im Verteilerverkehr absolut ausreichend. Auch die Fahrer sind damit zufrieden. Was allerdings noch sehr aufwändig ist, ist das Thema Ladeinfrastruktur. Da haben wir noch grundlegende Einschränkungen, die wir aktuell angehen. Zum Teil sind hier noch Um- oder Aufrüstungen an den Trafostationen nötig. Das treibt die Kosten.

Im Vergleich zu den konventionell mit Diesel betriebenen Fahrzeugen sind die Elektro-Fahrzeuge in der Anschaffung zwar noch sehr preisintensiv. Die Förderprogramme schaffen hier aber wichtige Anreize.

André Bilz kommt aus der Praxis und war früher selbst viel mit dem Lkw unterwegs. Heute ist er als Team Leader Truck & Terminal Equipment bei DACHSER zuständig für die Beschaffung des technischen Equipments in den Umschlaghallen und Warehouses sowie für die Anschaffung von Nutzfahrzeugen und hat den Überblick über die Technologien im Nutzfahrzeugmarkt. Aus seiner Position im Head Office von DACHSER heraus ist er dafür zuständig, den Niederlassungen die für die Praxis am besten geeigneten Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Den ersten voll elektrischen eActros unterzog Bilz persönlich einem ersten Praxischeck: Er fuhr den Elektro-Lkw vom Werk in Wörth zu DACHSER nach Kempten im Allgäu – ohne Probleme und Auflade-Stopp. 

Hören Sie auch in Episode #8 des DACHSER Podcasts, wie sich der eActros im Praxistest schlägt: Hier

Interview with: André Bilz

André Bilz ist Team Leader Truck & Terminal Equipment bei DACHSER

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