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Den Horizont erweitern

Als größte Volkswirtschaft Lateinamerikas ist Brasilien Taktgeber der Region. DACHSER ist hier seit nunmehr zehn Jahren mit einer eigenen Landesgesellschaft vertreten und baut Brücken zu den Märkten der ganzen Welt.

Cristo Redentor, die legendäre Christusstatue, wacht auf dem Corcovado über Rio de Janeiro
Cristo Redentor, die legendäre Christusstatue, wacht auf dem Corcovado über Rio de Janeiro

Am 22. April 1500 entdeckte der von seinem Kurs abgekommene portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral eine vermeintliche Insel. Er nannte sie „Ilha de Vera Cruz“ und nahm sie für die portugiesische Krone in Besitz. Als seine Regierung das Ausmaß dieser Entdeckung erkannte, taufte sie das Land kurzerhand in „Terra de Santa Cruz“ um. Damals wusste allerdings noch keiner in der alten Welt, wie riesig das Gebiet tatsächlich war. Es umfasst im Norden das Amazonas-Becken mit üppigen Regenwäldern und zieht sich über rund 4.400 Kilometer in den Süden, wo Hochebenen und Gebirge das Landschaftsbild prägen.

Aus Terra de Santa Cruz wurde in Anlehnung an das erste Exportgut Brasilholz, aus dem Farbe und Möbel gemacht werden, Brasilien, fünftgrößtes Land und neuntgrößte Volkswirtschaft der Erde und Markt der Zukunft. Über 200 Millionen Menschen leben überwiegend im Norden und Südosten des Landes. Als die Brasilianer im Jahr 2000 auf 500 Jahre Geschichte seit der Entdeckung durch Cabral zurückblickten, spannte sich vor ihnen eine große, wechselvolle Geschichte auf, die das Land zur Jahrtausendwende schließlich in den Kreis der hoffnungsvollen „emerging nations“, die BRIC-Staaten, führte. Allesamt klangvolle, zukunftsträchtige Namen im Konzert der Weltwirtschaft: Brasilien, Russland, Indien und China.

Ein Jahr vor dem 500. Geburtstag hatte DACHSER in Brasilien über ein Joint Venture mit einem dortigen Logistiker Fuß gefasst. Man wollte damals das Netzwerk in dem aufstrebenden Land weiter ausbauen. Die Vorzeichen dafür waren günstig: International hatte das Interesse an dem großen Binnenmarkt, dem guten Mix aus verarbeitender Industrie, Dienstleistern und Rohstoffkonzernen, gigantischen Rohstoffvorkommen und einem schier unerschöpflichen landwirtschaftlichen Potenzial stetig zugenommen. Internationaler Handel und Verkehr waren immer mehr in den Fokus der Volkswirtschaft gerückt.

Herausfordernde Jahre

2009, als DACHSER das Joint Venture vollständig übernommen hatte, verzeichnete das Wachstum des Bruttoinlandproduktes sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Folge erlebte Brasilien ein wahres Wirtschaftswunder. Der Mittelstand hat sich zwischen 2003 und 2013 von 67 auf 112 Millionen Einwohner beinahe verdoppelt.

Brasilien erlebte ein wahres Wirtschaftswunder.

Doch das Land bekam mit dem Aufschwung Probleme: So konnte die Produktivität mit dem Wachstum nicht Schritt halten und drastisch gesunkene Preise für Rohstoffe wie Eisenerz oder Soja lösten eine negative Kettenreaktion aus. Im Juli 2015 erreichte die Inflation 9,56 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Leitzins wurde nach oben gesetzt, Anfang 2016 lag er bei 14,25 Prozent. Unternehmenskredite wurden dadurch unbezahlbar und die Konjunktur weiter geschwächt. Dies gepaart mit einem drastischen Sparkurs der Regierung, die ausgerechnet in dieser dramatischen Situation sportliche Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft (2014) und die Olympischen Spiele (2016) finanzieren musste.

All dies traf den neuen Mittelstand empfindlich. Das durchschnittliche Einkommen sank innerhalb von drei Jahren um 16 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt 2015 und 2016 ging zurück, die Arbeitslosigkeit stieg, die sozialen Probleme häuften sich. Brasilien hatte den „Blues“.

DACHSER CEO Bernhard Simon bei den Festlichkeiten zum 10-jährigen Jubiläum
DACHSER CEO Bernhard Simon bei den Festlichkeiten zum 10-jährigen Jubiläum

Trendwende geschafft

Seit 2017 geht es am Amazonas wirtschaftlich wieder aufwärts. 2017 und 2018 brachten Wachstumsraten von 1,1 und 1,2 Prozent. Bis 2023 gehen Analysten wieder von robusten Zuwächsen von durchschnittlich 2,5 Prozent im Jahr aus.

Brasilien ist Teil der DACHSER Familie

Auch unter den wechselhaften Bedingungen hat sich DACHSER Brazil im größten Land Südamerikas im Laufe der letzten zehn Jahre erfolgreich am Markt behauptet. Daran erinnerte DACHSER CEO Bernhard Simon kürzlich bei den Feierlichkeit zum zehnjährigen Jubiläum: „Als wir unsere Landesorganisation 2009 gründeten, herrschte überall große Unsicherheit, wie sich die globalen Märkte, die Währungssysteme und Handelsbeziehungen entwickeln werden. Und ob es vielleicht zum ganz großen Crash kommen könnte. Doch Strategien sind nicht für schönes Wetter gemacht. Sie müssen auch bestehen, wenn man durch stürmische See segelt. Und unsere Strategie hat gehalten, sie hat uns sicher durch turbulente Zeiten geführt. Wir haben Brasilien als integralen Teil für unser Netz gewonnen, das für intelligente Logistik und eine umfassend vernetzte Steuerung der gesamten Lieferkette steht. Brasilien ist Teil unserer Kultur und unserer Familie geworden.“

Innerhalb des globalen DACHSER-Netzwerkes ist die Landesorganisation ein wichtiger Pfeiler der Americas-Region. „Es hat sich gelohnt, Brasilien als einen essenziellen Knoten in unserem weltweiten Netz selbst zu entwickeln. Unser Netz ist dadurch viel robuster und leistungsfähiger geworden“, erklärt Bernhard Simon.

DACHSER Brazil konnte so im vergangenen Jahr den Umsatz um 18,5 Prozent auf 324,4 Millionen Real – das entspricht knapp 79 Millionen US-Dollar – steigern. Rund 200 Mitarbeiter an acht Standorten, darunter São Paulo, Santos oder Rio de Janeiro, sorgten dafür, dass 2018 für die Kunden 23.200 Sendungen mit einer Tonnage von 18.300 Tonnen transportiert werden konnten.

Der Logistikdienstleister zeigt dazu an den wichtigsten Umschlagplätzen in Brasilien Flagge. Zum Beispiel am größten Hafen des Landes Santos. Oder in São Paulo, wo es in Guarulhos, in unmittelbarer Nähe zum wichtigsten Frachtflughafen Brasiliens, auch eine Anbindung an die Straße nach Rio de Janeiro gibt. Damit ist DACHSER Brazil für den Export sehr gut aufgestellt. Größter Exportmarkt für Brasilien ist China mit einem Anteil von zirka 27 Prozent, vor der EU mit etwa 18 Prozent und den USA mit rund zwölf Prozent. Zu den wichtigsten Ausfuhrerzeugnissen gehören Sojaprodukte, Fleisch, Zucker und Eisenerz. Die meisten Importe (19,2 Prozent) bezog Brasilien 2018 aus China, vor der EU (19,18 Prozent), den USA und Argentinien.

Die Estaiada-Brücke in São Paulo
Die Estaiada-Brücke in São Paulo

Ausbau der Infrastruktur

Im Landverkehr erfolgen in Brasilien über 60 Prozent der Frachttransporte über die Straße. Laut der nationalen Transportföderation CNT umfasst das nationale Fernstraßennetz eine Länge von 1,5 Millionen Kilometern, von denen allerdings nur elf Prozent asphaltiert sind. Etwas über 20 Prozent der Waren werden über die Schiene transportiert. Nach dem Willen der Regierung soll sich diese Zahl in den kommenden Jahren allerdings deutlich erhöhen. Es liegen Pläne in den ministerialen Schubladen, wonach rund 15 Milliarden US-Dollar in den Aus- oder Neubau der vier Bahnstrecken Norte-Sul (São Paulo – Tocantins), Ferrogrão (Mato Grosso), FIOL (Bahia) und FICO (Zentrum – Westen) fließen sollen. Damit würde sich die Logistik in Brasilien grundlegend verbessern. Die Flughäfen Porto Alegre, Fortaleza, Salvador und Florianópolis konnten sich dank des Investments internationaler Flughafenbetreiber in den letzten Jahren positiv weiterentwickeln.

„Wir haben unsere Luft- und Seefrachtorganisation in den vergangenen Jahren konsequent engmaschig und intelligent aufgestellt“, betont João Paulo Caldana, Managing Director DACHSER Brazil. „Unser Augenmerk liegt dabei ganz besonders auf Prozessen, Integration und Standards.“ Dazu ersetze DACHSER Insellösungen, die nicht zu einer nachhaltigen Wertschöpfung beitragen, weltweit durch das selbst entwickelte Transport Management System Othello. „Damit können wir unsere weltweiten Exportsendungen nahezu vollständig in unseren voll integrierten Systemen erfassen. 2020 findet der Othello-Rollout hier in Brasilien seinen Abschluss“, erklärt der Landeschef.

Integrierte Logistik, so Caldana, markiere ein neues, höheres Level der Logistik. „Sie eröffnet Kunden und Dienstleistern gemeinsam neue Horizonte. So wird aus Kleinteiligem auf einmal etwas richtig Großes.“ Gut möglich, dass der Entdecker Brasiliens, Pedro Álvares Cabral, an diesem Gedanken seine helle Freude gehabt hätte.

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