„Es hat gleich gefunkt“
Burkhard Eling ist seit Januar 2021 der neue CEO von DACHSER. Zuvor verantwortete er mehr als sieben Jahre lang das Finanzressort des Familienunternehmens. Eling ist ein Manager, der strategisch und weit über finanzielle Kennzahlen hinausdenkt, das beweist er unter anderem mit seiner Verantwortung für das globale Ideen- und Innovationsmanagementprogramm Idea2net. Im Gespräch beantwortet der 49-Jährige, wie er DACHSER sieht, er jetzt seinen Wechsel an die Unternehmensspitze erlebt, und was ihn als Mensch und Führungskraft auszeichnet.
Herr Eling, Sie sind 2012 quasi als Quereinsteiger in die Logistik zu DACHSER gekommen. Wie ist Ihr Werdegang?
Ich stamme aus einer bauaffinen Unternehmerfamilie mit eigenem Architekturbüro, und so suchte ich zunächst meine berufliche Heimat in der Baubranche. Nach meinem Studium als Wirtschaftsingenieur im Bauwesen war ich nacheinander bei allen drei großen deutschen Baufirmen tätig, jeweils in den Bereichen Finanzen & Controlling. Ich konnte dort schnell Verantwortung übernehmen, ebenso wie danach bei einem großen Facility Management Dienstleister. Gleichzeitig waren die Firmen alle international ausgerichtet. Ich habe in diesen insgesamt 13 Jahren das Rüstzeug mit auf den Weg bekommen, das ich für die Position des CFO bei DACHSER brauchte.
Was hat Sie an der Logistik gereizt?
Ich habe in meiner Zeit in der Bauindustrie viel Logistik erlebt. Auch auf großen Baustellen ist die Logistik ein entscheidender Faktor. Als damals der Potsdamer Platz gebaut wurde, habe ich fast einen halben Tag damit verbracht, die Logistik rund um das Bauprojekt zu verstehen. Stückgutlogistik im DACHSER Netz allerdings ist ungleich fordernder und komplexer. Das hat mich ungemein gereizt und fasziniert mich immer noch.
Haben Sie sich auf die Stelle aktiv beworben?
Nein, der Kontakt kam über Dr. Jürgen Schneider, der bei meinem damaligen Arbeitgeber Bilfinger als CFO und bei DACHSER als Vorsitzender des Aufsichtsrats tätig war. Er brachte Bernhard Simon und mich ins Gespräch. Bei Herrn Simon spürte ich von Anfang an die Energie und das Herzblut des Unternehmers. Das hat mich beeindruckt. Die Firmen die ich bisher kannte, waren alle börsennotiert und tickten da anders. Insofern hat es bei mir tatsächlich „sofort gefunkt“, wie man so schön sagt. Erst danach erfuhr ich, dass DACHSER auf der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden CFO Dr. Dieter Truxius war.
Burkhard Eling ist seit Januar 2021 der neue CEO von DACHSER.
Hätten Sie damals gedacht, dass Sie nur wenige Jahre später schließlich die Nachfolge von Bernhard Simon selbst antreten würden?
Nein, ich freute mich auf die Herausforderung und die Gelegenheit, in der Einarbeitung auch tief in die operativen Prozesse einzusteigen. Es gab ja auch sehr schnell sehr viel zu tun, zum Beispiel beim Kauf und der Integration von Azkar und Transunion, unseren Akquisitionen auf der Iberischen Halbinsel. Ich war von Anfang an, als Deputy Director FLT, in viele entscheidende Geschäftsentwicklungen involviert und gestaltete den Übergang zur Rechtsform der Europäischen Gesellschaft (SE) maßgeblich mit. Mit der Verantwortung für das strategische Innovationsprogramm Idea2net, die ich im Übrigen auch als CEO weiterführe, hat sich dieses Wissen und der Blick auf alle Geschäftsbereiche sehr vertieft.
Wann zeichnete sich ab, dass Sie tatsächlich der neue CEO werden sollten?
Das war beim Laufen. Schon 2016, anlässlich einer Geschäftsreise in den USA, fragte Bernhard Simon mich beim morgendlichen Strandlauf, ob ich mir vorstellen könnte, ihm als CEO nachzufolgen. Es ist sicherlich nicht einfach, in einem Familienunternehmen einem Familienmitglied als CEO nachzufolgen, vor allem bei dieser beeindruckenden Lebensleistung. Das war damals einer meiner ersten Gedanken, und davor habe ich nach wie vor großen Respekt. Allerdings geben mir das Vertrauen und die sehr gute Zusammenarbeit, die über die Jahre nicht nur mit Herrn Simon, sondern auch mit der Eigentümerfamilie gewachsen sind, die Sicherheit, dass es der richtige Weg ist.
Sie bereuen also nach wie vor nicht, von ihrer Heimat, Westfalen, ins beschauliche Allgäu gewechselt zu haben?
Nein, auf keinen Fall. Man sagt den Westfalen und den Allgäuern ja nach, dass beide ziemlich dickköpfig sind, insofern passt das ganz gut (lacht). Mal ehrlich, ich bin mit meiner Familie bis zum Einstieg bei DACHSER oft umgezogen, sogar bis in die USA und wieder zurück. Eine berufliche wie auch private Heimat zu finden, war für mich ein Glücksfall, und ich schätze das Allgäu und vor allem die Möglichkeiten, die die vielfältige Natur hier bietet. Deshalb bin ich, wann immer es die Zeit zulässt, draußen zu finden, und das gerne mit meiner Familie. Radfahren, Laufen, aber auch ein Skitag mit meiner Familie, sobald das wieder möglich ist, lässt mich immer wieder Kraft tanken und abschalten.
Vielen Dank für das Gespräch.