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Digitalisierung

Fortschritte auf einem langen Weg

Einen werthaltigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist für Logistikdienstleister zentrale Aufgabe und Herausforderung zugleich. Transport und Warehousing sind energieintensiv und hinterlassen derzeit noch einen deutlichen CO2-Fußabdruck, da beispielsweise emissionsfreie Lkw noch nicht ausreichender Zahl verfügbar sind. Doch der technologische Wandel ist bereits in vollem Gange. Welche Potenziale gehoben werden können und wie die Logistik aktiv zum Klimaschutz beitragen kann, berichtet Michael Kriegel, Department Head DACHSER Chem Logistics.

Logistik und Klimaschutz im Zusammenspiel
Logistik und Klimaschutz im Zusammenspiel

Die chemische Industrie ist für die technologische Souveränität Europas und Deutschlands von zentraler Bedeutung. Fast alle Wirtschaftszweige hängen direkt oder indirekt von der chemischen Industrie und ihren Produkten, Prozessen und Verfahren ab, da sie am Anfang vieler Wertschöpfungsketten steht. Mit anderen Worten: Zukunftssicherung der chemischen Industrie ist auch Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts.

Um die Branche, die nach Berechnungen des VCI etwa 5 Prozent zum deutschen CO2-Ausstoß beiträgt, so aufzustellen, dass sie gemäß dem Green Deal der EU bis zum Jahr 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreicht, müssen große Anstrengungen unternommen werden. Ganz oben auf der Agenda stehen die Umstellung auf „grüne“ Energieträger, der vermehrte Einsatz erneuerbarer Rohstoffe und eine bessere Kreislaufführung der Produkte. Mitentscheidend ist auch eine nachhaltige Gestaltung der vor- und nachgelagerten Prozesse, also insbesondere auch der Logistik.

Wachstum klimafreundlich gestalten

Transformation um jeden Preis, etwa durch das Herunterfahren elementarer Logistikleistungen, ist keine Option. Im Gegenteil: Die Zahl der Transporte auf der Straße, der Schiene, zu Wasser und in der Luft wird perspektivisch weiter zunehmen. Es gilt deshalb, Logistikdienstleistungen durch das Ausreizen der technischen Möglichkeiten zunehmend weniger klimabelastend zu gestalten, um so die Logistikbilanz der Kunden auch mit Blick auf deren eigene Nachhaltigkeitsziele zu optimieren. 

„Klimaneutrale“ Logistik über den Handel mit Kompensationszertifikaten anzubieten, ist jedenfalls keine langfristig tragfähige Lösung. Das bringt weder den Klimaschutz noch energie- und emissionsintensive Unternehmen weiter. Es kommt vielmehr auf die tatsächliche Vermeidung und Reduzierung von Emissionen an – auch wenn dieser Weg weitaus aufwändiger und beschwerlicher ist. Wenn alle Potenziale zur technischen Reduktion von Emissionen ausgereizt sind, haben Projekte zur Kompensation von Treibhausgasemissionen eine Berechtigung. Diese Projekte gilt es aber auf Basis anerkannter Qualitätsstandards und idealerweise auch eigenem Assessment genau zu prüfen. 

Zukunftssicherung der chemischen Industrie ist auch Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts.

Das tatkräftige eigene Engagement für mehr Nachhaltigkeit lohnt sich und schlägt sich in den Rankings auf Bewertungsplattformen wie dem Carbon Disclosure Project (CDP) und EcoVadis nieder, die auch Kunden aus der chemischen Industrie nutzen. Eine wichtige Rolle für die chemische Industrie spielen Standortbeurteilungen gemäß Safety & Quality Assessment for Sustainability (SQAS). Mit ihnen lässt sich nachweisen, dass die Arbeitsabläufe zum Schutz von Mitarbeitenden, Bevölkerung und Umwelt stetig verbessert werden. 

Michael Kriegel, Department Head DACHSER Chem Logistics
Michael Kriegel, Department Head DACHSER Chem Logistics

Auf vier Handlungsfeldern zu nachhaltiger Entwicklung

Maßgeblich für Fortschritte in der Nachhaltigkeit sind für Logistikdienstleister vier Handlungsfelder: Prozesseffizienz, Energieeffizienz, Forschung und Innovation sowie das soziale Engagement über das Unternehmen hinaus. 

Aus Kunden- wie auch aus Dienstleisterperspektive ist ein bedeutender Stellhebel zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen die kontinuierlich verbesserte Effizienz der Logistikprozesse, etwa durch Künstliche Intelligenz oder Internet-of-Things-Anwendungen. Weitere wirksame Instrumente für eine optimierte Prozesseffizienz sind eine möglichst hohe Lkw-Auslastung, zum Beispiel durch Einsatz von Megatrailern und Lang-Lkw, die gezielte Vermeidung von Leerkilometern sowie die bewusste Nutzung multimodaler Transporte im Kombiverkehr.

Wo immer möglich, muss Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energien den Vorrang haben. So werden zum Beispiel bei DACHSER weltweit alle Logistikanlagen mit 100 Prozent Grünstrom betrieben. Gleichzeitig forciert das Unternehmen die Investition in PV-Anlagen auf den eigenen Gebäuden. LED-Beleuchtung, batteriebetriebene Flurförderzeuge und geringer Energieverbrauch durch Wärmerückgewinnung zahlen ebenfalls auf die Effizienzziele ein. In genau definierten Innenstadtgebieten gelingt es bereits, standardmäßig alle ungekühlten Sendungen per Elektro-Lkw sowie Lastenrädern emissionsfrei zuzustellen. Bis Ende 2025 wird DACHSER dieses Konzept in 24 europäischen Großstädten umgesetzt haben. 

Im dritten Handlungsfeld „Forschung & Innovation“ steht die Vorbereitung auf eine emissionsfreie Logistik der Zukunft im Fokus. An drei E-Mobility-Standorten in Deutschland werden gezielt emissionsfreie Fahrzeuge im Nah- und Fernverkehr sowie Ladeinfrastrukturen erprobt. Auch Digitalisierung und KI-unterstützte Prozessoptimierung spielen eine wichtige Rolle, denn Effizienz spart auch Emissionen. Dazu wurde unter anderem mit dem Fraunhofer-Institut IML das DACHSER Enterprise Lab ins Leben gerufen. Hier dreht sich alles um Innovationen, die den Warenfluss und die dazu gehörenden Prozesse digitaler, effizienter und nachhaltiger gestalten. 

Schließlich spielen auch soziale Aktivitäten jenseits der geschäftlichen und geographischen Einflusssphären des Unternehmens eine Rolle bei der nachhaltigen Aufstellung eines Unternehmens. In diesem vierten Handlungsfeld konzentriert sich DACHSER auf die Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen spielt in den Projekten eine große Rolle. Das ist - über die konkrete Hilfe für Kinder hinaus - besonders wichtig in Entwicklungs- und Schwellenländern, die stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.

Auf den Punkt gebracht kann ein Logistikdienstleister in den zentralen vier Handlungsfeldern einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten. Gleichwohl ist der Weg noch weit. So geht man zum Beispiel aus heutiger Sicht davon aus, dass die komplette Ablösung von Diesel-LKW im Straßenverkehr noch 15 bis 20 Jahre dauern wird. Klimaschutz erfordert also einen langen Atem und vor allem die gemeinsame Anstrengung aller Marktteilnehmer: Kunden, Logistikdienstleister, Transportpartner und Carrier. 

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