Frisch gewinnt
Lebensmittellogistik ist ein Wachstumsfaktor in Europa. DACHSER hat dazu sein eigenes Netzwerk mit wegweisenden Zukäufen weiter ausgebaut und investiert in Klimaschutz und Digitalisierung. Davon profitieren auch die Netzwerkpartner auf dem Kontinent.
Die Business Unit Food Logistics zählt bei DACHSER seit Jahren zu den Wachstumsfeldern. Dieser Trend spiegelt sich auch in den statistischen Daten zum Lebensmittelmarkt wider. Analysten von Statista Market Insights rechnen damit, dass im Jahr 2024 der Umsatz im europäischen Lebensmittelmarkt etwa 1.936 Milliarden Euro erreichen wird. Bis 2028 soll das Volumen sogar auf 2.424 Milliarden Euro steigen, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 5,78 Prozent entspricht. Die Marktforscher prognostizieren, dass im Jahr 2024 im Schnitt voraussichtlich 533,1 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf verbraucht werden.
Trotz Krisen wie der Covid-19-Pandemie oder dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem damit verbundenen Ausfall von Getreidelieferungen ist der Bereich Food Logistics relativ stabil geblieben. Die Preissteigerungen durch die Inflation haben zwar auch hier ihre Spuren hinterlassen, jedoch weniger stark als in anderen Wirtschaftsbereichen.
„Für 2024 erwartet DACHSER Food Logistics ein moderates Mengenwachstum. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung trübt zwar weiterhin die Stimmung im Land, aber der Inflationsanstieg, der unserer Einschätzung nach im letzten Jahr die größte Bremse im Lebensmittelmarkt war, ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Einen zusätzlichen Wachstumsimpuls erwarten wir durch sportliche Großveranstaltungen wie Fußball-EM und die damit verbundene Event-Gastronomie im eigenen Land“, sagt Alexander Tonn, COO DACHSER Road Logistics bei DACHSER, der zum Jahresanfang die Leitung der Food-Logistics-Sparte übernommen hat. Ende 2023 war der langjährige Managing Director von DACHSER Food Logistics, Alfred Miller, in den Ruhestand gegangen.
DACHSER Food Logistics hat immer auch grenzüberschreitende, internationale Logistikdienstleistungen im Blick. So ist Deutschland beispielsweise weltweit der drittgrößte Lebensmittelexporteur. Insbesondere Fleisch, Süßwaren, Milchprodukte und Fertiggerichte gehen ins Ausland. Etwa 70 Prozent der Exporte finden ihre Abnehmer innerhalb der Europäischen Union – hauptsächlich in den Niederlanden, Frankreich und Italien.
Geschichte geschrieben in Europa
Diese europaweite Vernetzung spiegelt sich auch ganz besonders in der Erfolgsgeschichte des European Food Network wider. 2013 hatten sich Lebensmittellogistiker aus ganz Europa zusammengeschlossen, um unter der Systemführerschaft von DACHSER ihre Leistungen zu bündeln und zu synchronisieren. Mittlerweile verbinden 23 Netzwerkmitglieder die Märkte von 34 Ländern. Ein Meilenstein war 2016 die Inbetriebnahme des Europa-Hubs für Lebensmittel in der DACHSER-Niederlassung Erlensee nahe Frankfurt am Main. Mit seiner zentralen Lage im Rhein-Main-Gebiet und mit Umschlagbetrieb von Montag bis Samstag ist das Hub eine wichtige Drehscheibe für transeuropäische Lebensmittelsendungen. Laufzeiten werden dadurch optimiert und die Waren sind im Schnitt einen Tag kürzer unterwegs – eine wichtige Zeitersparnis bei frischen Produkten.
„Mit unseren jüngsten Akquisitionen in den Niederlanden und in den Nordics stärken wir unsere Position unter den führenden Lebensmittellogistikern Europas.“
DACHSER hat in den vergangenen Jahren auch sein eigenes internationales Netzwerk in der Lebensmittellogistik ausgebaut. Anfang 2023 erfolgte die Übernahme des niederländischen Marktführers Müller Fresh Food Logistics. Seit 1. Januar 2024 ist die DACHSER-Tochter auch Partner im European Food Network. Das ist ein Gewinn für alle. Müller hatte in der Vergangenheit gut 80 Prozent seines Umsatzes in den Niederlanden erzielt. Die restlichen 20 Prozent entfielen auf die anderen Beneluxländer und Großbritannien. „Unter dem Dach von DACHSER sind wir zum europäischen Player geworden und haben insgesamt einen großen Professionalisierungssprung gemacht“, freut sich Jan-Peter Müller, Geschäftsführer der Müller Fresh Food Logistics.
Eine solche Integration schafft viele Synergien, stärkt das Netzwerk und bietet Vorteile für die Kunden. Zum Beispiel bei der Informationstechnik. „Wir haben sicherlich auch eine leistungsfähige IT, aber die IT-Systeme von DACHSER spielen nochmal in einer anderen Liga“, erklärt Jan-Peter Müller. So könne das Unternehmen in den Niederlanden seinen Export-Kunden künftig das DACHSER eLogistics-Portal mit umfassenden Tracking- und Tracing-Informationen sowie digital verfügbaren Abliefernachweisen zur Verfügung stellen. „Das ist ein Meilenstein im Logistikservice“, so Müller.
Neben der Anbindung der IT-Systeme und der Synchronisation der Prozesse werde vor allem auf die Integration der Mitarbeitenden in die DACHSER-Familie Wert gelegt. Dabei helfe, dass beide Unternehmen eine mittelständisch geprägte Kultur pflegen. Dazu zählten Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit sowie langfristig ausgerichtetes Handeln, erklärt Müller. „Aufgrund der gemeinsamen Unternehmenskultur fällt die Integration deutlich leichter“, unterstreicht Müller.
Markteintritt in den Nordics
Und der nächste Schritt ist schon getan. Mit dem Kauf der schwedischen Frigoscandia AB hat DACHSER zum Jahreswechsel sein eigenes europäisches Lebensmittellogistik-Netzwerk auf Schweden, Norwegen und Finnland ausgeweitet. „Mit unseren jüngsten Akquisitionen in den Niederlanden und in den Nordics stärken wir unsere Position unter den führenden Lebensmittellogistikern Europas“, erklärt Alexander Tonn. Frigoscandia ist mit einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro der führende Anbieter von temperaturgeführter Logistik in Schweden, Norwegen und Finnland und seit 2019 Partner im European Food Network.
„Das erleichtert die Integration, da keine Doppelstrukturen vorhanden sind und alle Mitarbeitenden von Frigoscandia von DACHSER übernommen werden können“, ergänzt Tonn. Die Akquisition konnte im März 2024 abgeschlossen und die vollständige Integration von Frigoscandia gestartet werden.
„Wir haben im letzten Jahr sehr viel in die Erweiterung des Food-Logistics-Netzwerks investiert“, sagt Tonn. Die Internationalisierung sei aber nur eine Herausforderung für die gesamte Lebensmittelbranche. Hinzu kämen weiter steigende Anforderungen des Marktes und der Gesetzgeber an eine nachhaltige und klimafreundlichere Gestaltung der Lieferketten.
Um die Kunden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, testet DACHSER emissionsfreie Kühlauflieger. In den Auslieferungslagern Erlensee, Hamburg und Langenau sind vier batterieelektrische eTrailer von Krone im Betrieb. Man wolle die Technologie auf Herz und Nieren im Alltagsbetrieb testen, sagt Tobias Ritter, Department Head Production and Network Processes, DACHSER Food Logistics. Wichtig sei, dass die Kühlung auch auf längeren Strecken oder im Stau zuverlässig funktioniere. Eine volle Batterie kühlt den Auflieger ohne externe Stromversorgung für fünf bis sechs Stunden.
Aufgeladen werden die Trailer direkt an den Verladetoren oder über eine Generatorachse, die ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo ab 20 Stundenkilometer genug Strom liefert, um zu kühlen und die Batterie zu laden. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Die eTrailer können nicht nur die Klimabilanz von Lebensmitteltransporten verbessern, sondern sind auch wesentlich leiser als Diesel-Kühlaggregate. „Zukünftig wollen wir noch mehr dieser Einheiten einsetzen, um unsere Klimaschutzziele zu unterstützen“, sagt Christian Schütz, Department Head Technics/Technical Purchase bei DACHSER.
Neben dem Umwelt- und Klimaschutz sieht die Branche die stärkere Digitalisierung als weitere Herausforderung. „Das Thema Digitalisierung hat sich DACHSER frühzeitig auf die Agenda geschrieben“, sagt Tonn. Künstliche Intelligenz in der Bildverarbeitung und Automatisierungstechnologien im Stückgutumschlag gehören ebenso dazu wie der Digitale Zwilling @ILO. Das Projekt erstellt ein digitales Abbild aller Waren, Assets und Abläufe im Transit-Terminal und stellt die Daten in Echtzeit bereit. „Das trägt dazu bei, die komplexen Kundenanforderungen mit hoher Qualität zu erfüllen und gleichzeitig den Herausforderungen durch knappe Flächen und dem Fachkräftemangel zu begegnen“, erklärt Tonn. Nach einer erfolgreichen Pilotphase in Unterschleißheim bei München sowie in Öhringen bei Heilbronn wurde der preisgekrönte Digitale Zwilling Anfang des Jahres auch in der wichtigen DACHSER Food Logistics Niederlassung in Erlensee eingeführt.