Gemeinsam für den Klimaschutz
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind bei DACHSER integrale Bestandteile der Unternehmenskultur. Eine elementare Rolle spielen dabei Erneuerbare Energien, E-Mobilität und insbesondere der Aufbau emissionsfreier Lieferketten für europäische Metropolen. Damit verbinden sich Lernprozesse mit besonderen Aha-Momenten.
Hendrik hat den Rückwärtsgang eingelegt. Damit rangiert er den „Bigster“ an die Palette heran, fährt mit der Gabel darunter und hebt die Ladung lautlos an. Schnell sind die Sicherungsgurte um die Ware angelegt, die Lieferdaten eingescannt und schon geht’s los. Der „Bigster“ ist ein eigenkonstruiertes Lastenrad der Roc-Ket Cargo Bikes GmbH in Freiburg – gelb-blau im DACHSER Look.
Die Fahrrad-Manufaktur hat sich auf Transportlogistik entlang der letzten innerstädtischen Meile spezialisiert. Der Firmensitz liegt in der Neulindenstraße nahe dem ehemaligen Güterbahnhof, wo Roc-Ket für Kunden wie DACHSER ein sogenanntes Microhub für den Paket- und Stückgutumschlag mit Ziel Freiburger Innenstadt betreibt. Hendrik tritt in die Pedale und macht sich mit Motorunterstützung auf den Weg zu einem knapp zwei Kilometer entfernten Sparkassen-Bürogebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs. Dort wird die Sendung mit den Werbematerialien bereits erwartet. Auch wenn (oder vielleicht gerade weil) Freiburg als die Fahrradstadt in Deutschland gilt, zieht das Cargo-Bike immer wieder erstaunte Blicke der Passanten auf sich. „Das ist ja cool“, sagt ein junger Mann, der gerade das Bankgebäude zur Pause verlässt, als Hendrik mit seiner Palette vorfährt.
Gut zwei Tonnen Ware liefert DACHSER auf diese Weise täglich an Kunden im Zentrum von Freiburg aus. Die Cargo-Bikes, wie das von Hendrik, sind eigens für schwerere Lasten ausgelegt. „Wir bauen unsere Speditionsfahrräder mit Reifen, Felgen, Speichen und Bremsen, wie sie auch bei Kleinkrafträdern zum Einsatz kommen. Der Motor hat eine Leistung von 400 bis 600 Watt und lässt sich auch mit Rückwärtsgang fahren. Das ist schon eine große Hilfe, wenn wir bis zu 250 Kilo Fracht laden“, sagt der Roc-Ket Gründer und Geschäftsführer Thomas Ketterer. „Weil unsere Pedelecs Motorunterstützung nur beim Treten geben und selbst bergab maximal eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern erreichen, dürfen sie auf Fahrradwegen gefahren werden. Damit sind Verkehrsstaus für uns in der Innenstadtbelieferung kein Thema.“
Während Hendrik die 135 Kilogramm schwere Palette mit dem Werbematerial ausliefert, sind am Microhub bereits weitere DACHSER Sendungen eingetroffen. Der gelb-blaue eCanter, ein 100 Prozent batterieelektrisch betriebener 7,5 t-E-Lkw der Mercedes-Tochter FUSO, sorgt im Shuttle-Verkehr dafür, dass das 150 Quadratmeter große Umschlaglager vom DACHSER Logistikzentrum Freiburg im rund 30 Kilometer entfernten Gewerbepark Breisgau fortlaufend mit neuen Aufträgen versorgt wird.
Das Zusammenspiel von batterieelektrischen Lkw und Transportern mit elektrisch unterstützten Lastenrädern und Streetscooter, um die Zustellung in definierten Innenstadtgebieten komplett emissionsfrei zu gestalten, steht unter der geschützten Wortmarke DACHSER Emission-Free Delivery. Das Konzept wird mittlerweile im Geschäftsfeld Road Logistics im Regelbetrieb umgesetzt – europaweit in 13 Städten.
Bereit für die Mobilitätswende
„Klimaschutz ist in all seinen Dimensionen zu einem festen Bestandteil unserer Unternehmensstrategie und -steuerung geworden. Damit werden wir als Familienunternehmen unserer Verantwortung und unserem eigenen Selbstverständnis gerecht“, sagt DACHSER CEO Burkhard Eling. „DACHSER versteht Nachhaltigkeit und Klimaschutz dabei als elementare Aufgaben unserer integrativen Verantwortung als Unternehmen für Gesellschaft und Umwelt. Daher unterstützen wir aus tiefer Überzeugung die Klimaziele der Weltgemeinschaft durch eine umfassende Klimaschutzstrategie.“ Der Fokus des strategischen Programms DACHSER Climate Protection liege dabei kurzfristig auf der Ausarbeitung und Umsetzung verschiedener Maßnahmen in den definierten vier Handlungsfeldern Energie- und Prozesseffizienz, Forschung und Innovationen sowie im gesellschaftlichen Engagement außerhalb des DACHSER Geschäftsmodells (Corporate Citizen+). „Gleichzeitig passen wir das Geschäftsmodell an die neuen Marktanforderungen der Kunden und die gesetzlichen Rahmenbedingungen an“, erklärt Eling. „So werden Nachhaltigkeit und Klimaschutz immer auch als integraler Bestandteil der DACHSER Unternehmenskultur wahrnehmbar.“
Und die Herausforderungen, die sich mit aktivem Klimaschutz verbinden, sind im Logistikalltag bereits sehr präsent. „Wir erwarten, dass sich der städtische Straßengüterverkehr in den kommenden Jahren auf einen emissionsfreien Antrieb für Lkw umstellt. Für diese tiefgreifende Transformation, der gerade auch im verkehrsreichen Innenstadtbereich die Lebensqualität erhöhen wird, treffen wir in unseren DACHSER Emission-Free Delivery-Standorten bereits jetzt wichtige Vorbereitungen“, erklärt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei DACHSER. „Die emissionsfreie Zustellung in definierten Innenstadtbereichen ist ein wichtiger Baustein, um bei DACHSER die Elektromobilität voranzutreiben und das Unternehmen und unsere Kunden optimal auf die bereits geltenden, bzw. geplanten Einfahrtsverbote für Verbrenner in die größeren Metropolen vorzubereiten.“
In 13 europäischen Metropolregionen wird bereits heute die emissionsfreie Zustellung von ungekühlten Stückgut-Sendungen in definierten Innenstadtbereichen durchgeführt: neben Freiburg auch in den deutschen Großstädten Berlin, Dortmund, München, Hamburg und Stuttgart sowie in Kopenhagen, Madrid, Oslo, Paris, Porto, Prag und Straßburg. Bis 2025 sollen elf weitere europäische Großstädte folgen.
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms DACHSER Climate Protection untersucht DACHSER auf unterschiedlichen Ebenen Prozess- und Energieeffizienz in Abläufen und Anlagen sowie Forschung und Innovation zur Förderung von Null-Emissions-Fahrzeugen und Erneuerbaren Energien. Hinzu kommt das soziale Engagement über die Grenzen des Unternehmens und seines Kerngeschäfts hinaus.
In der Executive Unit von Stefan Hohm, Chief Development Officer (CDO), leitet Andre Kranke als Head of Corporate Research & Development das strategische Fokusprogamm Climate Protection: „Im Rahmen seiner Klimaschutzstrategie bereitet sich DACHSER darauf vor, das langfristige Ziel von Netto-Nullemissionen zu erreichen. Ein wichtiger Kern hierbei ist die Gestaltung der Transformation hin zu Null-Emissionsfahrzeugen und die Nutzung Erneuerbarer Energien. Während in der Stadtlogistik mittlerweile leistungsfähige Elektro-Lkw als Serienfahrzeuge verfügbar sind, müssen beim Fernverkehr noch viele offene Fragen geklärt und Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.“ Aus diesem Grund hat DACHSER Anfang 2022 in Freiburg, Hamburg und Malsch bei Karlsruhe spezielle E-Mobility-Standorte etabliert, um hier Forschung und Entwicklung voranzutreiben.
„An diesen Standorten entwickeln wir das Grundkonzept der E-Mobilität, um es dann auf alle europäischen Standorte übertragen zu können“, erklärt Kranke das Vorgehen. Im Mittelpunkt stünden dabei batterieelektrische Lkw und Pkw sowie deren Ladeinfrastruktur, die Nutzung und Eigenproduktion von erneuerbarem Strom sowie das intelligente Strom- und Lastmanagement. Dazu komme die Erprobung von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw sowie der dafür notwendigen Betankungsinfrastruktur.
Spürbar „Feuer und Flamme“ für das Projekt ist Michael Gaudlitz, General Manager des DACHSER Logistikzentrums Freiburg. Er und sein Team zählen im DACHSER Netzwerk zu den Pionieren der E-Mobilität. „Wir haben hier schon 2017 angefangen, gemeinsam mit Roc-Ket die Belieferung der Innenstadt auch mit E-Lastenrädern durchzuführen. 2019 kam dann mit einem eCanter der Prototyp eines elektrisch betriebenen 7,5-Tonner mit einer Reichweite von rund 100 Kilometern hinzu. Seither bauen wir unseren E-Fuhrpark kontinuierlich weiter aus.“ So hat der eCanter zuletzt im Fuhrpark der Freiburger Niederlassung „Verstärkung“ durch drei 16-Tonnen-E-Lkw von Renault bekommen.
Einer der Fahrer ist Rafiullah Faqiri, ein 23-jähriger Berufskraftfahrer von DACHSER, den alle nur Rafi nennen. Seit seiner Ausbildung fährt er bei DACHSER schon elektrisch. „Das elektrische Fahren ist ganz anders als im Diesel-Lkw – viel ruhiger, viel entspannter und doch viel dynamischer“, schwärmt Rafi. „Und wo immer wir unterwegs sind und vorfahren, begleiten uns strahlende Gesichter und große Zustimmung für die Lieferung mit dem E-Lkw.“
E-Mobilität, die Spaß macht
Die Attraktivität des Jobprofils von Berufskraftfahrern auch über die Faszination E-Mobilität zu steigern, hat in Freiburg System: „Wir wollen unseren Azubis von Anfang an die neue Technik und damit die Zukunft urbaner Logistik nahebringen“, sagt Rolf Hügel, Operations Manager Inbound im DACHSER Logistikzentrum Freiburg. „Unsere Fahrerinnen und Fahrer sollen Spaß haben an ihrer Arbeit – und auch ein bisschen stolz sein können, mit ihrem Tun einen Beitrag zu einer guten Zukunft zu leisten.“
Dabei will auch E-Truck-Fahren gelernt sein, berichtet Rafi. Dazu gehöre für ihn etwa, die Routen mit der Dispo und dem Fuhrparkmanagement so zu planen, dass die Batterieaufladung immer in der DACHSER Niederlassung erfolgen könne. „Irgendwo draußen eine Schnellladestation zu finden, ist so gut wie unmöglich“, so der junge Berufskraftfahrer. „Aber liegengeblieben bin ich noch nie. Irgendwann kennt man einfach die Möglichkeiten und die Grenzen des Fahrzeuges in- und auswendig.“
Aber auch dann fehlt es nicht an Herausforderungen beim Einzug der E-Mobilität in den Logistikalltag. „Wenn neue Technologien an den Start gehen, gibt es auch Kinderkrankheiten. Das betrifft beispielsweise das korrekte Laden der Batterien, das vorausschauende, energiesparende Fahren und den Aufbau einer passenden, leistungsfähigen Ladeinfrastruktur. Da haben alle Beteiligten bei uns einen Lernprozess durchlaufen müssen“, weiß Michael Gaudlitz.
Von Erfahrungen profitieren
Ein Beispiel für ein solches „Learning by doing“ ist Rolf Hügel, der heute maßgeblich die Freiburger E-Mobility-Site auf der operativen Seite betreut: „Strom ist eine Wissenschaft für sich“, stellt der gelernte Speditionskaufmann fest. „Anfangs tat ich mich damit etwas schwer, habe etwa AC und DC – also Wechselstrom, wie er aus der Steckdose kommt, und Gleichstrom aus Batterien und Akkus – nicht auf Anhieb auseinanderhalten können. Da musste die Technikabteilung schon etwas Geduld mit mir haben“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Aber ich habe mich da wie viele andere an unserem Standort reingefuchst und wollte einfach alles über E-Mobilität möglichst genau wissen. Heute kenne ich mich mit den wichtigsten Themen aus und kann mir im Austausch mit unseren Elektrikern und Bauexperten ein Bild davon machen, was bei uns im DACHSER Alltag gut funktionieren kann und was nicht. Das alles macht mir riesig Spaß.“
Für ein solches Wachsen mit den Aufgaben steht exemplarisch der eCanter im Freiburger Fuhrpark. Als dieser 2019 seinen Betrieb aufgenommen hatte, berichtet Hügel, hätten die Service-Partner von DACHSER wenig oder gar keine Erfahrung mit der Wartung und Reparatur von Strom-Lkw gehabt. Es habe auch an Hochspannungstechnikern in den Werkstätten gefehlt, die für die Arbeit am Stromer qualifiziert gewesen wären. „Anfangs musste für Reparaturen am Fahrzeug eigens ein Service-Team aus Japan eingeflogen werden. Entsprechend lange zogen sich die Arbeiten hin. Das gehört zu dem Lehrgeld, das alle Beteiligten zahlen mussten“, sagt Hügel. „Mittlerweile haben wir das Werkstattnetz deutlich ausgebaut, haben die Reparaturen und Wartungszyklen im Griff und profitieren beim Ausbau der Energieversorgung und Ladeinfrastruktur von den vielen bereits gemachten Erfahrungen.“
Bereit für den nächsten Schritt
„Als E-Mobility-Site im DACHSER Netzwerk wollen wir jetzt hier in Freiburg den nächsten Schritt in Richtung Klimaschutz gehen“, sagt Niederlassungsleiter Michael Gaudlitz. „Wir werden dazu unseren elektrischen Fuhrpark deutlich aufstocken und die Infrastruktur entsprechend anpassen.“ Neben dem eCanter sowie den drei 16-Tonner von Renault werden Anfang 2024 zwei Verteilerfahrzeuge, ein Hofumsetzer sowie drei 40-Tonnen-Sattelzugmaschinen den Fuhrpark erweitern. 2025 werden dann noch einmal zwei große Sattelzugmaschinen, drei Wechselbrückenträger und ein weiterer E-Hofumsetzer hinzukommen.
„Um eine Flotte von insgesamt 16 E-Lkw zu betreiben, brauchen wir entsprechend viel Strom“, stellt Gaudlitz fest. „Wir werden daher hier in Freiburg in fünf weitere Schnellladesäulen, zehn Wallboxen für die Lkw der Niederlassung und ein weiteres Trafohaus investieren. Hinzu kommen eine Photovoltaik-Anlage, die gerade auf unserer Halle installiert wird, sowie Stromspeicher-Batterien, um Lastspitzen mit hohem Strom- und Ladebedarf abzudecken.“
Aus eigener Kraft, gibt Gaudlitz zu bedenken, könne die Niederlassung einen solchen Aufwand allerdings nicht stemmen. „Der Ausbau emissionsfreier Lieferverkehre muss eine Gemeinschaftsaufgabe innerhalb eines starken Netzwerks sein. Wir stehen dazu im engen Kontakt mit anderen Niederlassungen und den Spezialisten aus dem Head Office in Kempten.“ DACHSER unterstütze die Niederlassung bei den Investitionen zum einen mit Mitteln aus dem Climate Protection-Projekt-Budget. Aber auch mit viel Netzwerkwissen. So habe man zuletzt beispielsweise in Kempten mit der Bauabteilung zusammengesessen, um all die technischen und baulichen Herausforderungen beim anstehenden Ausbau der Ladeinfrastruktur zu besprechen. „Es geht uns nicht darum, nur die eigene Niederlassung voranzubringen. Im Vordergrund steht vielmehr die Qualität fürs Netzwerk“, unterstreicht Michael Gaudlitz. „Deswegen teilen wir unser Wissen und all unsere Erfahrungen regelmäßig mit den Projektverantwortlichen in der DACHSER Zentrale und mit anderen DACHSER Niederlassungen. Das ist Win-win für alle.“
In der Freiburger Innenstadt ist Hendrik nach seiner Tour mit dem Bigster mittlerweile wieder am Microhub in der Neulindenstraße angekommen, wo Rafi gerade eine neue Lieferung für die Lastenradkollegen entladen hat. Während die Frachtdatenübertragung läuft, bleibt ein bisschen Zeit für einen kleinen Plausch unter den DACHSER Fahrern. „Die Arbeit soll ja Spaß machen“, sagt Rafi und fügt vergnügt hinzu: „Es reicht, wenn unsere Fahrzeuge unter Strom stehen.“ Kurz darauf sind beide auch schon wieder unterwegs.