„Gemeinsam können wir Großes auf die Beine stellen“
DACHSER und terre des hommes arbeiten seit 2005 eng und vertrauensvoll zusammen. Eine Partnerschaft mit vielen Perspektiven und Vernetzungen: Fragen an Joshua Hofert, der als Vorstand Kommunikation bei terre des hommes Deutschland e.V. die Projekte mit DACHSER steuert.
Herr Hofert, wie hängen Kinderrechte, Umwelt und Wirtschaft zusammen?
Joshua Hofert: Kinderrechte, Umwelt und Wirtschaft gehören untrennbar zusammen. Sie bilden gewissermaßen ein magisches Dreieck. Dieses kann aber leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Wenn Kinder in Armut aufwachsen und sehr früh zum familiären Einkommen beitragen müssen, werden den Kinderrechten – zum Beispiel auf Bildung und gesunde Entwicklung – strukturell enge Grenzen gesetzt. Das gleiche gilt für ökologische Fragen, wie beispielsweise Zugang zu sauberem Wasser, giftfreier Atemluft und gesunden Lebensmitteln.
Wie drückt sich das in der Projektpraxis aus?
Auf das „magische Dreieck“ zielt zum Beispiel unser Projekt „Trash4cash“, das wir mit DACHSER in Sambia durchführen: Junge Menschen generieren sich ein Einkommen, indem sie Müll sammeln und ihn in eigens betriebenen Recycling-Anlagen verwerten. Das ist Win-win für alle: für die Umwelt und für die, die ihren Müll verkaufen, statt ihn achtlos in der Gegend herumliegen zu lassen; für die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer, die daraus ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt haben und damit ihre Familien finanziell unterstützen können; und schließlich für die „Nachahmer“ in anderen Teilen des Landes, die erkennen, dass in dem Engagement der Jugendlichen auch jede Menge Potenzial für ihre eigene Zukunft steckt.
Welche Rolle spielt bei diesem Engagement für Kinder und Jugendliche der Netzwerkgedanke?
Junge Menschen tauschen sich heute in Netzwerken aus und finden dort Gleichgesinnte, denn auf der ganzen Welt beschäftigen sich Jugendliche mit ähnlichen Themen. Daraus können globale Bewegungen entstehen. „Fridays for Future“, die globale Klimagerechtigkeitsbewegung von Schülern und Studierenden, ist das beste Beispiel dafür.
Zahlreiche Jugendliche aus terre des hommes-Projekten in Afrika, Asien und Lateinamerika engagieren sich bei Fridays for Future. Die Fähigkeit und Freude am Vernetzen von Menschen und ihren Welten verbindet die Jugendlichen, terre des hommes und DACHSER, und das drückt sich in den Projekten auch aus: Um Veränderungen in den Gemeinschaften anzustoßen, braucht es eine große Basis an Gleichgesinnten, die im Schutz eines Netzwerks ihre Stimme erheben können und dann gemeinsam etwas bewirken.
Joshua Hofert ist Vorstand Kommunikation bei terre des hommes Deutschland e.V.
Was heißt dies für jeden Einzelnen?
Ein Einzelner kann zwar etwas schaffen, aber junge Menschen und ihre Familien erleben ganz unmittelbar, dass in Netzwerken Großes auf die Beine gestellt werden kann. Und das begreifen gerade junge Leute zunehmend als ihre Stärke. Sie sind in der Lage, über den Tellerrand religiöser, kultureller und sozio-ökonomischer Kategorien hinauszuschauen und Brücken zu schlagen zwischen Traditionen und neuen Wegen eines wertschätzenden und nachhaltigen Miteinanders.
Warum ist für terre des hommes die Zusammenarbeit mit DACHSER wichtig?
Nachhaltige Entwicklung braucht Zeit und einen langen Atem. Es gibt sie nicht auf Knopfdruck. Die Zusammenarbeit von DACHSER und terre des hommes ist geprägt von Verlässlichkeit und einem offenen Austausch. Das war besonders wichtig in der Pandemie, als gerade in Ländern wie Indien oder Nepal das Leben zum Stillstand kam und uns hier in Deutschland buchstäblich die Luft wegblieb angesichts der Bilder von sterbenden Menschen in den Straßen. Als Schulen und soziale Einrichtungen geschlossen wurden, haben wir so gut es ging weitergemacht, den Kontakt in die einzelnen Projekte gehalten und die Kinder und Jugendlichen weiter unterstützt.
Was hat Ihnen dabei selbst Mut gemacht?
Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie beispielsweise in Nepal und Indien die Verteilung von Hilfsgütern und Schutzausrüstungen auch durch die Jugendnetzwerke erfolgte. Jugendliche sind von Haus zu Haus gezogen und haben Aufklärungsarbeit zu Impfung und Hygienemaßnahmen geleistet. Sie haben sich in sicher nicht immer einfachen Gesprächen mit Mythen zu Impfnebenwirkungen auseinandergesetzt und den Leuten die Angst genommen, dass die Straßen verseucht sein könnten und man sich deswegen nicht mehr vor die Tür trauen darf. Beispiele für proaktives soziales Engagement junger Menschen wie dieses, finden sich auch aus anderen Lebensbereichen, etwa wenn es um Umwelt, Bildung und Selbstbestimmung geht. Daran zeigt sich: Wir sind auf einem guten Weg. Mit unseren starken Netzwerken können wir etwas Großes erreichen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.