Großes bewegen
Logistik aus dem Herzen Europas: Vor fünfzig Jahren startete DACHSER in der Schweiz mit einer eigenen Landesorganisation. Aus der ehemals kleinen, klassischen Spedition ist heute einer der wichtigsten Logistikdienstleister der Alpenrepublik geworden.
Die Schweizer Präzision ist legendär. Das haben die Eidgenossen zuletzt beim Bau des Gotthard-Basistunnels wieder unter Beweis gestellt. Der mit 57 Kilometern längste Eisenbahntunnel der Welt ist ein viel bewundertes technisches Meisterwerk und wurde innerhalb von 17 Jahren fertiggestellt – ein Jahr schneller als geplant. Und auch bei den Kosten setzte das Großprojekt Maßstäbe: Wo andernorts die Budgets oft dramatisch aus dem Ruder laufen, blieben sie mit knapp zwölf Milliarden Franken gegenüber den ursprünglich prognostizierten acht Milliarden in einem für die Planer akzeptablen Rahmen. Seit letztem Jahr fahren nun täglich über 300 Züge durch die zwei Tunnelröhren, die teilweise unter dem Gotthard-Massiv verlaufen, mit bis zu 2450 Metern Gebirge über der Tunneldecke.
Als Standort in der Mitte Europas ist die Schweiz seit jeher mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, da sie ein Transitland für die wichtigsten europäischen Märkte und deren Verbindung zu Italien ist. Die Überquerung der Alpen ist mit der Einweihung des Gotthard-Basistunnels deutlich vereinfacht worden „Europa hat nun einen leistungsfähigen Schienenkorridor mitten durch die Alpen, damit seine Güter umweltfreundlich von Rotterdam nach Genua transportiert werden können“, brachte der Schweizer Bundesrat Moritz Leuenberger bei der Eröffnung die Bedeutung des „längsten Weltwunders der Welt“ auf den Punkt.
Dennoch bleibt die Straße in der Schweiz der bedeutendste Verkehrsträger für den Gütertransport. Ihr Anteil an der gesamten Transportleistung lag 2014 bei 62 Prozent, der der Schiene bei 38 Prozent. Der Luftfracht kommt nur bei den Exporten eine hohe Bedeutung zu. Wasserwege beschränken sich auf den Rhein und sind nur für den Export und Import via Basel relevant.
50 Jahre Wachstum
DACHSER ist seit 1967 auf dem Schweizer Markt präsent und deckt das Land von acht Standorten aus ab. Im Laufe dieser 50 Jahre hat sich der Logistiker dabei von einer kleinen Spedition, die zunächst vor allem Transporte zwischen der Schweiz und Deutschland anbot, zu einem der bedeutendsten Logistikdienstleister in der Alpenrepublik entwickelt. „Unser Geschäftsmodell umfasst nationale und internationale Stückgutverkehre, interkontinentale See- und Luftfrachtlogistik, Warehousing und kundenindividuelle Services in den beiden Geschäftsfeldern Road Logistics und Air & Sea Logistics“, sagt Urs Häner, Managing Director European Logistics Schweiz. „Geschäftsfeldübergreifende Dienstleistungen wie Verzollung und Beratung sowie branchenspezifische Lösungen ergänzen das Angebot“, fügt er hinzu. 260 Mitarbeiter sorgen dabei – wie von der Schweiz gewohnt – für verlässliche Prozesse sowie pünktliche Lieferungen.
„Die Bedürfnisse unserer Kunden haben sich weiterentwickelt. Geschwindigkeit, Präzision, Flexibilität und Verfügbarkeit sind für sie entscheidende Wettbewerbsfaktoren“, so Häner weiter. Seien früher einzelne Teile der Supply Chain, wie der Warentransport, die Verzollung oder das Lagermanagement fremd vergeben worden, zielten Outsourcing-Projekte heute vermehrt darauf, die Wertschöpfung entlang der kompletten Lieferkette zu erhöhen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Kosteneffizienz deutlich steigt, wenn nicht nur Insellösungen optimiert werden. Zielführender ist es vielmehr, ganzheitliche Verbesserungen auch bei vor- und nachgelagerten Aktionen sowie parallel stattfindende Prozesse mit zu berücksichtigen“, berichtet Samuel Haller, Country Manager Air & Sea Logistics Schweiz. „Durch Interlocking bekommen Kunden interkontinentale Komplettlösungen aus einer Hand. Ziel ist – neben direkter Kosteneffekte und Prozessoptimierungen – vor allem der Kundenmehrwert, zum Beispiel die Verkürzung der Lieferzeit“, sagt Haller.
Auch wenn die Wirtschaftslage wegen des hohen Frankenkurses derzeit eher schwierig ist, sieht Urs Häner positiv in die Zukunft. Denn die Schweiz ist nicht nur das Synonym für hohe Qualitätsstandards, sie zählt auch zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. 2016 hatten die Eidgenossen einmal mehr ihren Spitzenplatz im Index für Wettbewerbsfähigkeit des World Economic Forum verteidigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2016 bei etwa 650 Milliarden Franken. Damit gehört die Schweiz zu den wirtschaftsstärksten Ländern in Europa. Ihre Wirtschaft zeigte sich im vergangenen Jahr wieder gut erholt mit einem Wachstum von 1,5 Prozent, nachdem es im Vorjahr wegen der Aufhebung des Mindestkurses des Franken auf 0,8 Prozent geschrumpft war.
Am stärksten betroffen vom hohen Wechselkurs des Franken sind die wichtigsten Handelspartner der Schweiz: die europäischen Nachbarn in Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien sowie die USA, Spanien, die Niederlande und China. Dorthin exportieren die Eidgenossen vor allem chemisch-pharmazeutische Produkte, Maschinen- und Elektronikinstrumente sowie Luxusartikel und Nahrungs- und Genussmittel. Zu den importierten Gütern gehören Konsumgüter wie Arzneiwaren, Pkw, Maschinen und Apparate sowie Rohstoffe und Halbfabrikate.
Diese werden in die Ballungsräume Basel, Zürich und Genf oder aus ihnen heraus in die ganze Welt geliefert. In den letzten Jahren konnten sich weitere Standorte wie die Region Aarau sehr positiv entwickeln – nicht zuletzt aus Kostengründen. Denn im Schweizer Mittelland, wo wirtschaftlich „die Musik spielt“, sind nicht nur die Immobilienpreise explodiert, es herrscht auch Dauerstau auf den Autobahnen. Anders die Nordwestschweiz, mit dem internationalen Flughafen Basel-Mülhausen, zentralem Anschluss an internationale Wasserverkehrswege sowie Schienen- und Autobahndrehkreuzen: Sie gilt als verkehrstechnisch besterschlossene Region der Schweiz.
DACHSER ist an allen führenden Logistikstandorten präsent und unterhält Niederlassungen in den Kantonen Basel-Land, Bern, St. Gallen, Waadt und Zürich. „Im Zusammenspiel unserer Landverkehrsorganisation mit den drei Air & Sea Logistics-Standorten können wir unseren Kunden von hier aus alle Services anbieten“, erklärt Häner. „Mit der Eröffnung unserer Niederlassung in Lyss bei Bern vor drei Jahren haben wir einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Die Nähe zur Westschweiz verkürzt die Laufzeiten der Lkw um bis zu einem Tag. Je nach Entwicklung des Schweizer Marktes behalten wir uns einen Ausbau bestehender Standorte oder auch die Gründung einer neuen Niederlassung vor.“
Wenn Häner, der seit 20 Jahren im Unternehmen tätig ist, zurückblickt, steht für ihn vor allem die Entwicklung von DACHSER Schweiz zu einem globalen Logistikdienstleister im Vordergrund. Für den Standort sei die Internationalisierung ein großer Vorteil gewesen. In den nächsten Jahren steht für ihn vor allem die Digitalisierung auf der Agenda. „Digitaler Informationsaustausch aller Beteiligten wird mehr und mehr Standard“, weiß Häner.
Wie in vielen anderen Ländern rechnen Logistiker auch in der Schweiz damit, dass in urbanen Räumen zunehmend Umweltzonen mit regionalen und zeitlichen Transportbeschränkungen entstehen werden – mit allen Konsequenzen für ein entsprechendes Fuhrparkmanagement und eine angepasste Routenplanung. Außerdem erwartet die Branche, dass sich das Problem der Personalknappheit weiter verschärft. Bereits jetzt ist es schwierig, auf dem Arbeitsmarkt Lkw-Fahrer zu finden. „Der Nachwuchsbedarf in der Schweizer Speditionsbranche ist groß“, bestätigt Häner. „Wir suchen laufend hochqualifizierte Fachkräfte, neben Lkw-Fahrern ist Expertise auch im Bereich Zoll besonders gefragt.“