Impfstoff für die Hauptstadt
Mit Impfstoff, Schutzausrüstung und intelligenter Logistik die Pandemie bekämpfen: In Berlin setzt der Senat bei der Impfstofflogistik auf eine bewährte und vielfach eingespielte Partnerschaft. Und damit auf die DACHSER-Niederlassung in Berlin Schönefeld.
„Das ist alles schon wirklich unglaublich. Aber als Team haben wir es hinbekommen.“ Wenn Olaf Schmidt das vergangene Jahr und die letzten Monate vor dem geistigen Auge Revue passieren lässt, staunt er noch immer – und lächelt zufrieden. Die Geschichte, die der General Manager des DACHSER Logistikzentrums Berlin Brandenburg in Schönefeld erzählt, handelt von der COVID-19-Pandemie, einem Wettlauf gegen die Zeit sowie von intelligenter Logistik für eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung mit Schutzausrüstung und Impfstoffen.
Doch der Reihe nach. Mitte Mai des vergangenen Jahres war die Berliner Senatsverwaltung auf das DACHSER Logistikzentrum Berlin Brandenburg zugegangen, um kurzfristig die Einlagerung und Verteilung von Masken und Schutzausrüstung zu organisieren. „Es bestand hoher Handlungsdruck“, erinnert sich Schmidt. Die Entscheidung für DACHSER sei deswegen auch sehr schnell gefallen. Ende Juni konnte das Logistikzentrum die Einlagerung von 130 Seecontainern zusagen. Im Juli waren zudem drei Boeing 747 im Anflug. „Innerhalb von vier Wochen hatten wir auf einmal 8.000 Paletten neu im Bestand.“
„Doch das war erst der Anfang“, sagt Falk Wenk, Contract Logistics Manager im Logistikzentrum Berlin Brandenburg. „Der Bestand an eingelagerten Paletten stieg bis Januar 2021 nochmals auf 11.000. Das forderte alle unsere Kräfte und Systeme.“ Das Einlagern und die Distribution von Schutzausrüstung, Masken und Schnelltests, so Wenk, sei klassische Kontraktlogistik. „Da sind die Abläufe bei DACHSER auch bei hoher Auslastung eingespielt. Dann kamen die Impfstoffe hinzu.“
Ein Hilferuf der Senatsverwaltung
Am 27. Dezember hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die ersten Impfstoffzulassungen erteilt. In Erwartung dieser absehbaren Entscheidung hatte die Berliner Senatsverwaltung bereits am 7. Dezember Kontakt mit DACHSER aufgenommen: „Wir haben ein Problem…“, so habe das Gespräch begonnen, erinnert sich General Manager Schmidt. „Sie haben doch ein Logistiksystem, das uns schon bei der Schutzausrüstung geholfen hat. Können Sie damit auch ein Impfstofflager verwalten?“
„Impfstofflogistik war für alle eine Herausforderung mit vielen Unwägbarkeiten – es gab ja keine Blaupause dafür“, sagt Schmidt. „Es begann damit, dass ein Pharmadienstleister die Impfstoffe in einem Warehouse einlagern musste, das von der Bundeswehr gesichert wurde. Dort stehen zudem Ultratiefkühlschränke für Temperaturen von minus 75 Grad bereit. Wir haben dann mit dem DACHSER-Warehouse-Management-System Mikado die Warehouseprozesse organisiert und die Auslieferung auf den Weg gebracht. Unsere Aufgaben reichten darüber hinaus vom Beschaffen geeigneter Kühlbehälter für den Transport bis hin zur Anlieferung in die sechs Berliner Impfzentren, in die Krankenhausapotheken und zu mobilen Impfteams.“ Parallel dazu sei die Auslieferung von Schutzausrüstung und vor allem von Schnelltests für Schulen weitergelaufen.
„Wir freuen uns, mit unserem Logistik-Know-how, einen Beitrag für die Gesellschaft und zur Bekämpfung der Pandemie leisten zu können.“
Der Organisationsaufwand sei dabei erheblich gewesen, fügt Olaf Schmidt hinzu. Dazu gehörten unter anderem tägliche Konferenzen mit allen Teilnehmern des Berliner Impfprojekts, die Zusammenarbeit mit dem pharmazeutischen Dienstleister und die Koordination der Polizeibegleitung der Fahrzeuge.
Um den Impfstoff sicher und jederzeit pharmazeutisch kontrolliert in die Impfzentren zu bringen und die Rückverfolgbarkeit der einzelnen Chargen zu gewährleisten, konnte DACHSER auf seine Logistik Produktionssysteme Domino für den Landtransport und Mikado für die Lagerung zugreifen. „Das war die Grundvoraussetzung für einen geregelten und vorausschauenden Impfstofflogistikprozess“, betont Schmidt. „Bei der Auslieferung der Erst-Dosis haben wir gleich die später benötigte Zweit-Dosis im Impfprozess mit eingeplant und die Kapazitäten entsprechend vorausgebucht.“
Coole Lösungen aus der Werkstatt
Für die Impflogistik musste die Berliner DACHSER Niederlassung rasch etwa 150 pharmazeutische Transportkühlboxen beschaffen. Dies wurde über eine langjährige Kundenbeziehung möglich. Da die Kühlakkus dieser Boxen zur Rekonditionierung 48 Stunden benötigen, platzierte DACHSER kurzerhand eine Thermowechselbrücke in der Lagerhalle. „Unsere Mitarbeiter aus der Werkstatt haben für die platzaufwendige Kühlung der Akkus eigens Regale maßgefertigt. Auch die von ihnen konstruierten Abstandhalter für die Kühlakkus waren clevere Lösungen, um das Handling wie auch die Rekonditionierung zu perfektionieren. Es machte Spaß zu erleben, wie sich alle aus unserem Team eingebracht haben“, sagt Schmidt.
Dass Impfstofflogistik in pandemischen Zeiten eine in vieler Hinsicht aufregende Aufgabe ist, spiegelte sich nicht nur in bewachten Lagern und Transporten wider. Weil im März einmal die Anlieferung wegen eines defekten Lieferwagens des Impfstoffherstellers stockte, schrieb der Boulevard gleich „Impfchaos!“ „Dabei hatten wir und unser Teil der Lieferkette gar nichts damit zu tun“, sagt Schmidt. Heute muss er über die kurzzeitige mediale Aufregung schmunzeln. „Die Aufmerksamkeit gegenüber DACHSER ist in Berlin mit Sicherheit gewachsen und reicht weit über das Projekt hinaus“, sagt Schmidt. Und stolz fügt er hinzu: „Wir freuen uns, mit unserem Logistik-Know-how, einen Beitrag für die Gesellschaft und zur Bekämpfung der Pandemie leisten zu können.“