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Nachhaltigkeit

„Jede Krise bietet auch Chancen“

Die Corona-Krise hat die Luftfrachtbranche stark getroffen – und vielleicht für immer verändert.

Die Corona-Krise hat die Luftfrachtbranche stark getroffen – und vielleicht für immer verändert. Timo Stroh, Head of Global Air Freight bei DACHSER Air & Sea Logistics, über die aktuelle Situation des Luftfrachtmarkts, flexible Lösungen in der Krise und einen vorsichtig optimistischen Ausblick.

Herr Stroh, wie steht es aktuell um den Luftfrachtmarkt?

Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen für die Luftfrachtindustrie. Die Nachfrage nach Luftfracht ist im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig gab und gibt es viel weniger Kapazitäten auf dem Markt, was auch daran liegt, dass es zu Spitzenzeiten teilweise nur noch knapp zehn Prozent des Passagieraufkommens gab. Die Airlines minimierten ihre Flugpläne, so dass auch die Belly-Kapazitäten entsprechend zurückgingen.

Aktuell gehen wir davon aus, dass sich der Kapazitätsmangel noch weiter verschärfen wird, da die Wirtschaft langsam wieder hoch fährt, die Airlines ihre Kapazitäten aber kurzfristig nicht entsprechend erhöhen können.

Gibt es Anzeichen von Erholung? Wie schätzen Sie die Zukunft des Luftfrachtmarktes ein? Was wird sich eventuell massiv ändern?

Es wird mindestens drei Jahre dauern, bis die Airline-Industrie zu einem Vor-COVID-19-Level zurückkehrt. Viele Airlines befinden sich in einer kritischen finanziellen Situation. Auch bei den Flughäfen wird es zu Verlagerungen kommen. Airlines konzentrieren sich auf wenige große Flughäfen, nicht mehr jeder kleine Flughafen wird angeflogen. Wir sehen hier weniger Routen, entsprechend auch weniger Kapazitäten und Abflugmöglichkeiten am Markt. Übrigens betrifft das auch den Personenflugverkehr. Es wird allgemein erwartet, dass der Passagierflugverkehr im Jahr 2021 zwischen 32 und 41 Prozent unter dem erwarteten Level liegen wird.

Mit verschiedenen Charter-Flügen hat DACHSER medizinische Schutzausrüstung aus Asien nach Europa oder Amerika geflogen. Welches Fazit ziehen Sie?

Die Nachfrage nach dem Transport von medizinischer Schutzausrüstung war enorm, vor allem im März und April. Seit Mitte Mai verzeichnen wir aber wieder einen Rückgang. Mit unserem Charterprogramm haben wir unseren Kunden flexible und zuverlässige Lösungen angeboten und somit einen Beitrag zur Versorgung beispielsweise von Krankenhäusern in Europa während der Pandemie geleistet.

Jede Krise bietet auch Chancen. Dementsprechend sehen wir auch positive Aspekte: Flughäfen, wie auch Fluggesellschaften erkennen den Stellenwert der Luftfracht im Vergleich zum Passagier-Verkehr. Das hilft uns natürlich in der Logistik. Wir haben außerdem gelernt, dass es besonders in Krisenzeiten auf Flexibilität und Kommunikation ankommt. Auch unsere langfristigen, vertrauensvollen Partnerschaften haben sich ausgezahlt. Viele Airlines, mit denen wir in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet haben, haben uns sowohl mit Charter- als auch mit kommerziellen Lösungen unterstützt.

Insgesamt ging und geht es immer darum, flexibel zu reagieren und auch im Hinblick auf die Zukunft stabile Lösungen zu entwickeln. So planen wir ganz aktuell im Rahmen unseres Flugprogramms eigene Flüge zwischen Frankfurt und Chicago, die ab Ende Juli starten.

Danke für das Gespräch, Herr Stroh.

Interview with: Timo Stroh

Head of Global Air Freight bei DACHSER Air & Sea Logistics

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