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Unterwegs zu mehr Nachhaltigkeit

Gemeinsam nachhaltig: Wie Ricola und DACHSER Schritt für Schritt die CO₂-Emissionen entlang der weltweiten Lieferkette des Schweizer Kräuterbonbon-Herstellers reduzieren. Protokoll eines werteorientierten Umdenkens und Umlenkens.                                   

Schweizer Kräuter für die Welt. Bildquelle: Ricola
Schweizer Kräuter für die Welt. Bildquelle: Ricola

Duftende Wiesen, summende Bienen, ein klarer Bergbach und schneebedeckte Gipfel – der Mensch im Einklang mit der Natur. Diese idyllische Bergwelt ist der Ausgangspunkt für eine Geschichte mit besonderer Strahlkraft. In deren Mittelpunkt steht der Schweizer Kräuterbonbon-Hersteller Ricola mit Hauptsitz in Laufen bei Basel. Das 1930 gegründete Familienunternehmen gilt als Pionier im Kräuteranbau, legt größten Wert auf ausgewählte Standorte und kontrolliert umweltschonenden Anbau. In dieser heilen Bergwelt hat Ricola mit über 100 Bauern feste Abnahmeverträge geschlossen. Sie liefern die Zutaten für rund 50 verschiedene Produkte, darunter auch Teespezialitäten, die in 45 Länder exportiert werden. Das Traditionsunternehmen beschäftigt rund 500 Mitarbeitende und betreibt mittlerweile auch Tochterfirmen in Europa, Asien und den USA. So hat sich das Schweizer Traditionsunternehmen mit seinen Kräuterbonbons als Weltmarke etablieren können.

„Wo natürliche Rohstoffe drinstecken, muss Nachhaltigkeit auch überzeugend umgesetzt sein – und zwar über die gesamte Produktions- und Lieferkette“, sagt Jochen Layer, Vice President Corporate Fulfillment bei Ricola. „Nachhaltiges Denken und Handeln gehören zum Selbstverständnis unseres Familienunternehmens. Daher genießen die Senkung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen bei Ricola hohe Priorität. Dazu setzen wir verschiedene Maßnahmen um“, betont Jochen Layer. Dies sei ein Ansatz, den DACHSER von Anfang an mit Ricola geteilt habe.

Weil der Anteil der Logistik an den Gesamtemissionen beträchtlich sei, so Layer, liege hier auch ein besonderer Fokus bei der Umsetzung der umfassenden Klimaschutzstrategie von Ricola. Um in diesem Feld möglichst schnell zu konkreten und messbaren Ergebnissen zu kommen, hat das Unternehmen 2021 ein Nachhaltigkeits-Team aufgestellt. „Wir verfolgen dabei einen breiten Ansatz, der nicht nur den CO₂-Fußabdruck des Unternehmens, sondern auch ethische Fragestellungen entlang der Lieferkette in den Blick nimmt“, erklärt Layer.

„Wir hatten anfangs gedacht, dass es schwierig werden würde, die Logistikdienstleister bei diesem doch sehr komplexen Thema mit ins Boot zu holen. Doch bei DACHSER haben wir mit unseren Klimaschutzüberlegungen gleich offene Türen eingerannt. Vieles war dort schon längst vor- und weitergedacht. Es gab Studien und vielfältige Forschungs- und Projekterfahrungen aus anderen Kontexten, so dass wir gleich mit großer inhaltlicher Tiefe an die Bewertung und Umgestaltung unserer Logistikketten gehen konnten.“

Vertrauensvolles Miteinander

„Voraussetzung für das gemeinsame Erreichen von Klimazielen sind eine tiefe Integration des Logistikdienstleisters in die Prozessabläufe von Ricola und ein vertrauensvolles Miteinander. So wie dies zwischen Ricola und DACHSER seit Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2008 gewachsen ist“, betont Samuel Haller, Country Manager Air & Sea Logistics DACHSER Switzerland. Gemeinsam mit Nachhaltigkeitsexpertinnen und -experten aus der Unternehmenszentrale in Kempten habe man schon vor einigen Jahren begonnen, sukzessive verschiedene Maßnahmen zur Emissionsreduzierung entlang den Lieferketten in den Blick zu nehmen.

„Wir haben untersucht, wo sich überhaupt sinnvolle Stellschrauben zur Emissionsminderung befinden und wie diese zu betätigen sind“, beschreibt Jan Bender, Department Head Foreign Trade Compliance Air & Sea Logistics bei DACHSER den Ansatz, der dann 2022 in ein konkretes Klimaschutz-Pilotprojekt mit Ricola mündete. „Hier ging es den Beteiligten um einen selbstkritischen und ergebnisoffenen Entscheidungsfindungsprozess. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den bevorzugten Verkehrsträgern und den Einsatzmöglichkeiten nachhaltiger Treib- und Kraftstoffe, wie Wasserstoff und Biofuels, Sustainable Aviation Fuels (SAF) und Sustainable Maritime Fuels (SMF) und der damit verbundenen CO₂-Einsparpotenziale“, erklärt Cecilia Homilius. Für die Nachhaltigkeitsexpertin aus dem Team von Jan Bender ist ein solcher ganzheitlicher Blick eine Grundvoraussetzung für wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Maßnahmen entlang der Beschaffungs- und Lieferketten.

Und genau darum ging es Ricola bei der Erarbeitung eines Umsetzungsplans mit dem anspruchsvollen Ziel, die eigenen CO₂-Emissionen durch Transporte gegenüber 2020 bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Bis 2050 sollen Netto-Null Treibhausgasemissionen (well-to-wheel) erreicht werden. „Wir haben schon beim gemeinsamen Kick-off-Workshop alles hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt. Dazu wurden die Erwartungshaltungen und Ziele von Ricola konkretisiert und die Supply Chain auf ihre Nachhaltigkeitspotenziale hin analysiert. Das war ein ungemein intensiver Prozess und spannender Austausch auf Augenhöhe“, berichtet Jan Bender.


„Voraussetzung für das gemeinsame Erreichen von Klimazielen sind eine tiefe Integration des Logistikdienstleisters in die Prozessabläufe von Ricola und ein vertrauensvolles Miteinander. So wie dies zwischen Ricola und DACHSER seit Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2008 gewachsen ist“, betont Samuel Haller, Country Manager Air & Sea Logistics DACHSER Switzerland.

Das sieht auch Vinh Tran, Order Management Coordinator und Verantwortlicher für die operative Umsetzung dieser Logistik-Nachhaltigkeitsprojekte, so: „Wir haben eine kritische Analyse und Bestandsaufnahme von CO₂- und anderen Treibhausgasemissionen vorgenommen, die beim Transport von Ricola-Produkten von der Produktion bis auf die Weltmärkte entstehen. Daraus ergaben sich erste konkrete Maßnahmen zu einer relevanten Reduzierung von Emissionen – über alle Verkehrsträger hinweg, im Vor- und Nachlauf sowie im Hauptlauf.“

Beim CO₂-Fußabdruck zählt der gesamte Prozess. Bildquelle: Ricola
Beim CO₂-Fußabdruck zählt der gesamte Prozess. Bildquelle: Ricola

Mit der Wissenschaft im Boot

Entscheidungen für mehr Klimaschutz, fügt Jochen Layer hinzu, treffe Ricola grundsätzlich nur auf der Grundlage wissenschaftlich geprüfter Fakten. Da sei man sich mit DACHSER einig. Ricola selbst arbeite bei den CO₂-Berechnungen mit myclimate zusammen, einer unabhängigen, internationalen Klimaschutzorganisation mit Schweizer Wurzeln. Die auf dieser Grundlage durchgeführten Datenerhebungen und -aufbereitungen entsprächen den ab 2025 von Unternehmen in der Größenordnung von Ricola geforderten anspruchsvollen Standards der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD). Bis Ende dieses Jahres will Ricola auch eine B Corp-Zertifizierung durchlaufen haben. Dahinter steht ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem die zertifizierten Unternehmen die Verpflichtung zu Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen in ihren Gesellschaftsvertrag aufnehmen und dadurch ihre Absichten für ein besseres, nachhaltigeres Morgen noch stärker untermauern. Ziel ist es, über die gesamte Lieferkette hinweg auch in diesem Feld für mehr Transparenz und Werteorientierung zu sorgen.

Alle Transporte auf dem Prüfstand

Aus der aktuellen Analyse der Liefer- und Wertschöpfungsketten in Ricolas weltweiter Kräuterbonbon-Logistik wurden bereits konkrete Maßnahmen abgeleitet.

Erhebliche Effizienzgewinne konnten zunächst durch die bessere Auslastung und das Ausschöpfen des maximalen Zuladegewichts der Container erreicht werden. Dies führte zu einer Reduzierung des benötigten gesamten Transportvolumens um 12 Prozent. „Diese Optimierung war definitiv ein großer Stellhebel für uns“, stellt Vinh Tran fest.

Für den kurzen Transport der Container vom Produktionswerk in der Schweiz zum Zugterminal kommen dann verschiedene Zero-Emission-Antriebstechnologien bei den Lkw in Betracht. „Noch ist für uns die komplette Umstellung auf eine rein elektrische Alternative leider wirtschaftlich nicht umsetzbar“, so Vinh Tran. Hier müsse man die Entwicklung von Infrastruktur- und Fördermaßnahmen der Schweizer Politik abwarten. Auch wasserstoffelektrisch angetriebene Lkw, in denen viele die Zukunft des emissionsfreien Güterverkehrs sehen, stünden noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Bis die neuen Technologien ausgereift und für den Transportalltag verfügbar sind, setzt Ricola auf Biodiesel. Damit werden pro Jahr ebenfalls einige Tonnen CO₂e eingespart.

Der Weg aus der Bonbon-Herstellung nach Hamburg und Rotterdam zur Verschiffung nach Asien und Amerika erfolgt mittlerweile vorzugsweise per Bahn. „Die hundertprozentige Umstellung auf die Schiene anstelle von kombinierten Lkw- und Barge-Transporten im Vorlauf spart dem Unternehmen pro Jahr circa 51 Tonnen CO₂e ein“, rechnet Cecilia Homilius vor.

Zudem werden die Emissionen aus der Verschiffung von Ricola Produkten durch den Einsatz von Sustainable Maritime Fuels gesenkt. Im Vergleich zu konventionellem Schweröl werden damit in der Lebenszyklusbetrachtung mindestens 75 Prozent weniger CO₂-Äquivalente ausgestoßen.

Für die Verschiffung nach Asien (Hong Kong) haben Ricola und DACHSER zuletzt auch den Transportweg von Laufen ins italienische Genua erfolgreich getestet. „Die Einbeziehung von Südhäfen bringt eine weitere Optimierung der Transportstrecke und der Transportzeit“, stellt Vinh Tran fest. Deswegen würden nun auch weitere Destinationen auf ihr Potenzial für die Ricola-Lieferkette in den Blick der Logistikplaner genommen.            

DACHSER ermöglicht Ricola jetzt auch den Einsatz von Sustainable Aviation Fuels (SAF), mit denen allein in der ersten Jahreshälfte 2023 schon über 150t CO₂e eingespart werden konnten.
DACHSER ermöglicht Ricola jetzt auch den Einsatz von Sustainable Aviation Fuels (SAF), mit denen allein in der ersten Jahreshälfte 2023 schon über 150t CO₂e eingespart werden konnten.

Nachhaltiger fliegen

Das ohnehin geringe Luftfrachtaufkommen will Ricola aus Klimaschutzerwägungen weiter reduzieren. Ganz darauf verzichten kann man in Notfällen aber nicht. „Im Zuge des Projekts haben wir untersucht, welche Airline die sinnvollste Direktverbindung anbietet und dabei eine moderne Flugzeugflotte einsetzt. Denn dies kann schon einen großen Unterschied machen“, sagt Cecilia Homilius. Die Berechnungen hätten gezeigt, dass auf der Haupttransportstrecke von Zürich nach New York die schlechteste und die beste Kombination in der Lebenszyklus-Bilanz zwischen 500g und bis zu 1.200g CO₂e pro Tonnenkilometer schwanke. DACHSER ermöglicht Ricola jetzt auch den Einsatz von Sustainable Aviation Fuels (SAF), mit denen allein in der ersten Jahreshälfte 2023 schon über 150t CO₂e eingespart werden konnten.

„Es ist nicht unser Anspruch, die Welt zu retten. Aber wir können und wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag dazu leisten, sie ein bisschen besser zu machen“, sagt Jochen Layer. Das stoße bei Ricola über die innovativen Projekte mit DACHSER hinaus im Unternehmen auf eine große Resonanz. Wie zuletzt bei einem Ideenwettbewerb mit Auszubildenden. „Unsere Azubis waren da gleich Feuer und Flamme und mit großer Begeisterung dabei.“ Aus 35 Ideen für Nachhaltigkeit seien mittlerweile vier Projekte angestoßen worden: zu Windkraft, nachhaltiger Verpackung, der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und zu Effizienzsteigerungen im Einkauf.

Für Jochen Layer verbindet sich damit wie auch mit dem DACHSER Projekt eine Botschaft mit Zukunftspotenzial: „Es zeigt sich, dass auch mit wenigen Stellschrauben schon viel erreicht werden kann. Das macht Lust auf mehr. Wir bleiben dran.“ Auf dass das Bild der heilen Bergewelt weiter so viel positive Strahlkraft haben möge.                                              

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