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Verantwortung und Verpflichtung

Zwischen Verantwortung und Verpflichtung: Unternehmen als Corporate Citizen. Auszüge aus einer Rede von DACHSER CEO Bernhard Simon vor der studentischen Non-profit-Initiative Enactus in Wuppertal. In diesem Netzwerk entwickeln Studierende unternehmerische Ideen mit dem Ziel, die Lebensverhältnisse von Menschen zu verbessern. Heute sind etwa 1.650 Enactus-Teams an Hochschulen und Universitäten in 36 Ländern mit rund 66.500 Studenten aktiv.

Ein Unternehmen ist nur erfolgreich, wenn es seinen Mitarbeitern Orientierung gibt und Strategien formuliert, deren Sinnhaftigkeit einleuchten und Identität stiften.
Ein Unternehmen ist nur erfolgreich, wenn es seinen Mitarbeitern Orientierung gibt und Strategien formuliert, deren Sinnhaftigkeit einleuchten und Identität stiften.

Tragen Unternehmer eine besondere gesellschaftliche Verantwortung? Angesichts großer Herausforderungen, wie sie der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, die Globalisierung und die Digitalisierung mit sich bringen, steht diese Frage immer öfter im Raum. Aber ist diese Frage tatsächlich richtig gestellt? Ich halte es für besser, von der gesellschaftlichen Verpflichtung als Unternehmer zu sprechen.

Eigentum verpflichtet, es privilegiert nicht. Vielmehr haben Unternehmer mit ihren vielfältigen Möglichkeiten geradezu die Verpflichtung zum gesellschaftlichen Diskurs. Insbesondere in weiter auseinanderdriftenden Gesellschaften kommt auf Unternehmer die Verpflichtung zu, eine ausgleichende Rolle zu spielen, um langfristig für stabile Gesellschaften zu sorgen. Das Unternehmen kann so als Corporate Citizen verstanden werden.

Die Welt ist unübersichtlich geworden. Vielerorts gibt es große Unsicherheiten, über Richtig und Falsch, und wo wir uns als Gesellschaft hinbewegen sollen. In einem Unternehmen kommen viele Menschen zusammen und verbringen dort oft einen Großteil ihres Tages. Das heißt dann auch: Ein Unternehmen ist nur erfolgreich, wenn es seinen Mitarbeitern Orientierung gibt und Strategien formuliert, deren Sinnhaftigkeit einleuchten und Identität stiften. Das gelingt, wenn sich die dahinterstehenden Unternehmer auch immer wieder danach ausrichten, mit ihrem unternehmerischen Wirken darauf zu achten, dass wir auch morgen noch eine Welt vorfinden, in der wir Geschäfte machen können, weil wir in ihr friedlich zusammenleben und die Umwelt intakt ist.

Wenn man ein Unternehmen auf diese Weise bewusst steuern möchte, muss man sich zunächst einmal darüber klarwerden, was eigentlich die Werte sind, nach denen ein Unternehmen geführt werden soll. Werte, die uns Identität geben und die in der Konsequenz auch dem Unternehmen Identität geben. 

Aus dieser wertegelenkten Unternehmensidentität leiten sich die Unternehmensstrategien ab. Bei allen strategischen Überlegungen gilt es danach zu fragen, ob diese unserer gemeinsam definierten Identität entsprechen oder widersprechen. Das Wertegefüge ist so die Grundlage für den Verhaltenskodex des Unternehmens und für ein verbindliches Compliance-System. Beide sind gerade in der heutigen Welt unverzichtbare Instrumente, um ein Unternehmen auch in turbulenten Zeiten sicher führen zu können und das Ziel nie aus den Augen zu verlieren.

In junge Persönlichkeiten investieren

Damit geht auch eine besondere unternehmerische Verpflichtung einher, die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sind, sie weiter neugierig auf das zu machen, was das berufliche Leben mitbringt, was sie vielleicht so weder von Elternhaus, Schule noch Gesellschaft mitbekommen haben. Hier sind Unternehmen gefragt, in die Entwicklung junger Persönlichkeiten zu investieren, und das tun wir gern.

Ähnliches gilt für die Integration von Migranten, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil von auf wirtschaftliches Wachstum gepolten und zugleich vom demografischen Wandel erfassten Industriegesellschaften geworden sind. Unternehmer, die in einer stabilen Gesellschaft wirtschaften wollen, müssen angesichts der stattfindenden Migrationsbewegungen ihren Teil dazu beizutragen, diese Menschen in das Arbeitsleben und damit in die Mitte der Gesellschaft zu integrieren. Das ist wesentlich schwerer als es sich die Politik immer wieder vorgestellt hat. Aber es hat sich in vielen Fällen gezeigt, dass es gelingen kann und es wertvoll ist, die entsprechenden Anstrengungen aufzubringen.

Ein weiterer Punkt der Selbstverpflichtung betrifft die Umweltpolitik eines Unternehmens. Respektvoll mit der Umwelt umzugehen, darf nie eine Marketingmaßnahme sein. Es geht vielmehr um kontinuierliche Verbesserungen und nicht um die einzelnen spitzentechnologischen versierten Leuchtturmprojekte, die dann nicht auf das Gesamtunternehmen übertragen werden können, sondern lediglich realisiert werden, um in der Öffentlichkeit ein entsprechend positives Bild zu erzeugen.

Auch bei Corporate Social Responsibility gilt: CSR ist kein Marketing und kein Ablass von unternehmerischer Sünde. Unternehmer, die sich in Entwicklungshilfeprojekten engagieren, müssen aufpassen, nicht als der „reiche Onkel“ zu gelten und auch nicht als der „Besserwisser“ aus der sogenannten entwickelten besseren Welt.

Vielmehr geht es um die Würde der Menschen auf der ganzen Welt und deren Recht auf Selbstbestimmtheit. Die Menschen vor Ort kennen ihre persönliche Lebenssituation im kulturellen Kontext sehr viel besser als jemand, der von außen kommt. Mit anderen Worten: Sie können es einfach besser. Ich habe weltweit selbst in den entlegensten und ärmsten Dörfern immer großartige Persönlichkeiten getroffen. Es gilt, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Erst dann sind wir bereit, auch etwas geben zu können.

Was können wir konkret tun? Wir können Interesse zeigen, zuhören, verstehen und Partner sein. Wir sollten uns dafür interessieren, wer die Menschen vor Ort sind, die etwas bewegen wollen und den kleinen Unterschied in der jeweiligen dörflichen Struktur ausmachen. Es geht darum, sie kennenzulernen und zu verstehen, wie sie in den Strukturen der örtlichen Gesellschaften wirken, ohne diese Strukturen durcheinander zu bringen.

Bernhard Simon, CEO von DACHSER
Bernhard Simon, CEO von DACHSER

Lernen fürs Leben

Das Erreichte macht Mut: Über die enge Zusammenarbeit von DACHSER, terre des hommes und einem Netzwerk von NGOs in Indien können wir nun nach 14 Jahren Bilanz ziehen: Über 18.000 Kinder, die nicht mehr im regulären Schulunterricht waren, haben Lernangebote erhalten, um wieder in die reguläre Schule zurückzufinden. Die Schulabbrüche, die früher Alltag waren, wurden um 90 Prozent reduziert. 5.400 junge Menschen haben sich in Berufsbildungszentren weitergebildet, um auf eigenen Füßen ein Zubrot zum Familienerwerb zu verdienen. Fast 32.000 Kinder wurden über deren Rechte gegen Gewalt, Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung informiert. Insbesondere wurde bei 7.800 Mädchen der Schwerpunkt auf deren Selbstbestimmtheit gelegt. Und was besonders erfreulich ist: 7.000 Kinder engagieren sich mittlerweile selbst für Kinderrechte und überzeugen andere, dass es wert ist, sich dafür stark zu machen. 4.000 Kinder haben an Umweltworkshops teilgenommen, fast 50.000 Bäume wurden gepflanzt. 

Daraus leitet sich für mich ein klarer Auftrag ab: Als Unternehmer haben wir die Verpflichtung, uns für die Menschen in dieser unwiderruflich globalisierten Welt zu interessieren. Alles hängt mit allem zusammen. Das hilft uns als Unternehmer bei der Entwicklung unserer Betriebe und trägt dazu bei, dass wir zugleich auf den Märkten dieser Welt zuhause sind. So entsteht aus einer Verpflichtung eine Perspektive – für eine lebenswerte Welt von morgen, in der wir gerne und gut arbeiten, zusammenleben und den zukünftigen Generationen eine Zukunft geben können.

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Kontakt Christian Weber Corporate Public Relations