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„Wir brauchen einen Kulturwandel und mehr Wertschätzung“

Mehr Wertschätzung für den Fahrerberuf

Rezepte gegen den Fahrermangel sind gefragt. Als strukturelles Problem ist er einer der limitierenden Faktoren der Logistik– in Deutschland, Europa und der Welt. DACHSER gründete vor zehn Jahren ein Tochterunternehmen, das sich damit beschäftigt, Fahrpersonal zu gewinnen, zu qualifizieren und langfristig zu binden. Managing Director Hendrik Jansen leitet die Initiative seit Anfang an.

Herr Jansen, welche Zwischenbilanz ziehen Sie nach zehn Jahren Engagement für die Fahrerausbildung bei DACHSER?

Wir haben die DACHSER Service und Ausbildungs GmbH mit dem klaren Ziel gegründet, mit einem beispielhaften Aus- und Weiterbildungsprogramm Menschen für den Fahrerberuf zu gewinnen, zu begeistern, auszubilden und langfristig für den Markt zu sichern. Mit dieser Initiative unterstützen wir auch die selbstständigen Transportunternehmer, unsere Service Partner, die oft eine Ausbildung im eigenen Unternehmen nicht allein stemmen können.

In den letzten zehn Jahren haben wir viel erreicht: Wir haben die Ausbildung zum Berufskraftfahrer, bzw. zur Berufskraftfahrerin sowie die Berufliche Weiterbildung (BGQ) professionalisiert und sämtliche Prozesse rund um die Fahrer und Fahrerinnen auf den Prüfstand gestellt. Dazu gehörte es beispielsweise, in jeder deutschen DACHSER Niederlassung dezidiert eine Person einzustellen – unsere Fuhrparkmanagerinnen und Fuhrparkmanager – die sich um die Belange der Fahrer und Fahrerinnen kümmern.

Um auch Zahlen zu nennen: Unser Ziel ist es, pro Jahr rund hundert Personen für eine Ausbildung zum BKF zu begeistern und zu gewinnen. Das gelingt uns recht konstant.

Das klingt eher nach einem Tropfen auf den heißen Stein….

Insgesamt haben in den vergangenen zehn Jahren knapp 400 Personen ihre Ausbildung zum Berufskraftfahrer und zur Berufskraftfahrerin erfolgreich bei uns abgeschlossen. Diese Zahl, auf die wir sehr stolz sind, zeigt die immense Herausforderung, vor der wir stehen: Es gelingt uns zwar Jahr für Jahr wieder, eine konstante Anzahl an Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, dennoch können wir allein angesichts des branchenweiten Mangels nicht die Welt retten. Die Ausbildung zum Berufskraftfahrer ist alles andere als trivial, der Beruf anspruchsvoll und die Verantwortung groß. Gleichzeitig lässt die gesellschaftliche Wertschätzung für den Fahrerberuf zu wünschen übrig. Wir sind deshalb auf jeden Fahrer und jede Fahrerin immens stolz, die die Ausbildung erfolgreich abschließen und diesen wichtigen Beruf ergreifen.

Wie gelingt es, überhaupt geeignete Fahrer und Fahrerinnen zu finden?

Das Finden von gutem Fahrerpersonal ist die eine Seite. Genauso wichtig ist es, gute Leute zu halten und weiter zu motivieren. Wir alle sind mit einem gesamteuropäischen Problem konfrontiert: Es gibt de facto zu wenige Menschen, die dem Kraftfahrerberuf nachgehen wollen. Die Einstellung zur Arbeit hat sich geändert: Heute geht es um Themen wie Work-Life-Balance, eine veränderte Kommunikation oder eine sinnhafte und sinnstiftende Arbeit. Und das sind genau die Hebel, an denen wir ansetzen wollen: Wenn wir es schaffen – und ich spreche hier nicht nur für DACHSER – eine Veränderung im Umgang mit unseren Fahrern und Fahrerinnen herbeizuführen, dann gelingen uns ein Kulturwandel und eine damit einhergehende größere Wertschätzung für diesen Beruf und die Personen, die ihn ausüben.

Interview with: Hendrik Jansen

Hendrik Jansen ist Managing Director der DACHSER Service und Ausbildungs GmbH und begleitet die Initiative seit ihren Anfängen. 

Der Fahrer- bzw. Fachkräftemangel ist als strukturelles Problem im Alleingang nicht zu lösen. Welche Forderungen haben Sie an die Politik, um die Rahmenbedingungen zu verändern?

Die Regierungen und Behörden sollten ihre Anstrengungen verstärken, um die Arbeitsbedingungen und den Zugang zum Beruf zu verbessern. Um den Kunden also weiterhin verlässlich und planbar mit Transport- und Logistikdienstleistungen zur Seite stehen zu können, müssen wir uns alle um diese Fragen kümmern: Wie rekrutieren wir junge Menschen für den Einstieg in einen sehr anspruchsvollen und damit auch attraktiven Beruf? Wie können wir ein zuletzt vielfach negativ wahrgenommenes Berufsbild für Männer wie Frauen attraktiv umgestalten? Wie steigern wir das gegenseitige Vertrauen und die Wertschätzung für die Menschen „on the road“ und ihre Aufgaben? Und wie bringen wir über gezielte Ausbildungsmaßnahmen einen Stein ins Rollen, der den Weg aus dem Mangel ebnet? Für uns ist es ganz zentral, die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und die Begeisterung für den Fahrerberuf zu wecken. Doch allein werden wir diese Anstrengung nicht bewältigen können. Hier sind alle Akteure gefragt.

Was muss ein potenzieller Kandidat für den Fahrerberuf mitbringen?

Wir suchen Menschen, die sich für den Beruf begeistern. Früher sagte man, Menschen, die Diesel im Blut haben. Das ist heute vielleicht nicht mehr so zeitgemäß. Aber grundsätzlich ist es genau das: Menschen, die den Fahrerberuf mit all seinen positiven Facetten sehen, und die die nötige Motivation und Leidenschaft mitbringen. Wir sorgen dann zusammen mit unseren Service Partnern dafür, dass das Umfeld passt, und unsere Fahrer und Fahrerinnen mit Wertschätzung und Respekt behandelt werden. Eine solche Wertschätzung und Arbeitskultur spiegelt sich auf der Ebene der Berufskraftfahrer in modernen, angenehmen Arbeitsplätzen wider. Aber auch eine Kabine auf dem neuesten Stand der Technik und Ergonomie, sowie Themen wie gesunde Ernährung, Bewegung und Suchtprävention gehören dazu.

Ich nenne noch ein schönes Beispiel: Wir lassen die E-Transporter und E-Lkw oft von unseren Azubis fahren. Sie sind neugierig und fasziniert von den neuen Technologien. Und in der Berufsschule kommt das gut an. 

Worauf sind Sie persönlich stolz an dieser Initiative?

Persönlich bin ich stolz darauf, dass die Anzahl junger Menschen, die wir jedes Jahr für den Berufskraftfahrerberuf begeistern, motivieren und gewinnen können, konstant ist, bzw. sogar steigt – und das in einem Umfeld, das immer herausfordernder wird. Das zeigt mir, dass unsere Arbeit Früchte trägt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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